Die Kultur des Lebens muss draußen bleiben

28. Januar 2013


Über Umwege (Danke, Alipius!) ist mir bekannt geworden, dass ein geschätzter Kollege Hausverbot in einer Berliner „kulturpolitischen Kneipe“ hat, weil er sich für eine Kultur des Lebens einsetzt. Ich frage mich, ob die Kulturpolitiker hinterm Tresen überhaupt noch jenseits von Phrasen zu reflektieren bereit bzw. in der Lage sind. Denn dann müsste ihnen doch auffallen, dass der Lebensschutz das glatte Gegenteil dessen impliziert, was dem Kollegen vorgeworfen wird!

Dieser zeigt sich – im Kommentarbereich des Beitrags bei Alipius – verständlicherweise schockiert: „Umso mehr befremdet es mich, wenn das Engagement für das Lebensrecht schwacher und wehrloser Menschen – seien sie ungeboren, behindert, chronisch krank oder alt und hinfällig – als ,antiemanzipatorisch‘, ,frauen- und schwulenfeindlich‘, ,fundamentalistisch‘ und, wie mir mehr oder weniger durch die Blume angedeutet wurde, in letzter Konsequenz als ,rechtsextrem‘ denunziert wird.“ Eigentlich fehlt in der völlig sinnfreien Charakterstudie typischer „Marsch für das Leben“-Teilnehmer nur noch „antisemitisch“, eine Vokabel, bei der die antifaschistische Phrasendreschmaschine regelmäßig ins Stocken gerät.

Es mag dem Kollegen vielleicht ein kleiner Trost sein: In einer „kulturpolitischen Kneipe“, deren Personal gegenüber dem wirklichen Anliegen der Lebensschutzethik offenbar in beratungsresistenter Ignoranz verharrt, ist Hausverbot im Grunde ein Kompliment.

(Josef Bordat)

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