Ewig leben und Ewiges Leben

15. Mai 2013


Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit ist groß, so groß, dass einige Menschen hier auf den technischen Fortschritt hoffen. Eine Initiative, die „for radical extension of human life by means of cybernetic technologies“ steht, will bis zum Jahre 2045 den Menschen in die Lage versetzen, durch Übertragung dessen, was im Gehirn an Gedanken vorhanden ist, auf ein Hologramm, eine Art „Avatar“, nach dem Tod des Körpers weiterzuleben. Vermutlich wird diese Dienstleistung zunächst etwas kosten und erst 2046 im Aldi erhältlich sein.

Doch: Ewig leben – will man das eigentlich? Ergibt sich der Sinn und die Bedeutung bestimmter Dinge denn nicht erst aus der Tatsache, diese nicht unendlich oft erleben zu können? Freuten wir uns (wenn wir uns überhaupt freuen – das sei als gegeben vorausgesetzt) auf das Champions League-Endspiel, wenn wir wüssten, dass Dortmund und Bayern noch unendlich oft im Champions League-Endspiel stehen werden? Bereiteten wir uns noch auf Prüfungen vor, wenn wir sie unendlich oft wiederholen könnten? Wären wir noch fähig, etwas zu tun, wenn es auch morgen noch ginge? Oder übermorgen? Oder in zehntausend Jahren? Ich meine, dass das Leben für uns Menschen nur in Begrenztheit sinn- und bedeutungsvoll zu führen möglich ist.

Was aber ist dann mit dem Christentum, das doch die Auferstehung und das Ewige Leben kennt? Das will man als Christ doch, oder etwa nicht? Richtig, das will man. Nur ist das „Leben“ in der christlichen Lehre vom Ewigen Leben gerade keine Prolongation des irdischen Lebens, sondern etwas ganz Neues. Daher heißt es auch nicht „Fortsetzung“, sondern Auferstehung. Ewiges Leben ist damit nichts anders als unzeitlich-raumlose Existenz, unermessliches Sein in der vollendeten Einheit mit Gott. Der Tod ist jedoch Voraussetzung für die Rückkehr ins Sein Gottes, der ewig ist.

(Josef Bordat)

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