Christenverfolgung in Vietnam

30. August 2013


Oder: Das Land, in dem ein Kreuz im Haus zum Wegfall der Baugenehmigung führt

Die Nachrichten, die uns von Christen aus Vietnam erreichen, werden immer erschreckender, immer bizarrer, d. h. sie gleichen in Sachen „Religionsfreiheit missachten“ immer mehr denen aus Nordkorea. Dass die Religionsfreiheit (wie andere Freiheiten auch) in Vietnam bestenfalls auf dem Papier existiert, das wussten wir schon – spätestens seit der Novellierung des „Religionsgesetzes“ zu einer der bizarrsten Normen, die je eine Legislative seit der Jungsteinzeit zustande gebracht hat.

Nun schlägt die Exekutive zu. Christliche Hausgemeinden, die sich in Privatwohnungen treffen – Religion ist hier also Privatsache – werden ganz offiziell und öffentlich mit Gewalt bedroht. Ein Pastor berichtet: „Die Polizei und der Dorfälteste haben mich aufgefordert, das Kreuz und das Rednerpult aus meiner Wohnung zu entfernen, sonst würden sie mein Haus mit dem Bagger plattmachen“ (Hervorhebung J. B.). Die vollstreckende Gewalt hat vorsorglich bereits ein Schild mit der Aufschrift Ohne Baugenehmigung an das Haus des Pastors angebracht, der sich im Rahmen seiner Arbeit auch um die Alphabetisierung der Gemeindemitglieder bemüht, wie Open Doors berichtet.

Die Baugenehmigung eines Hauses kann also in Vietnam bei unliebsamer Innenausstattung (Kreuz, Rednerpult) nachträglich wieder aberkannt werden. Wird die Innenausstattung gemäß Behördenwunsch geändert, gilt sie, die Baugenehmigung, offenbar wieder als erteilt. Es ist selbst bei der wohlwollendsten Betrachtung nur noch ein ganz, ganz zarter Hauch von Glaubwürdigkeit, der das Regime in Hanoi umweht. Der Geist der Menschenrechte ist schon lange entwichen.

(Josef Bordat)

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