Zum 350. Todestag von Christian Keimann.

Meinen Jesum laß‘ ich nicht.
Weil er sich für mich gegeben,
So erfordert meine Pflicht,
Klettenweis‘ an ihm zu kleben;
Er ist meines Lebens Licht;
Meinen Jesum laß‘ ich nicht.

Jesum laß‘ ich nimmer nicht,
Weil ich soll auf Erden leben;
Ihm hab‘ ich voll Zuversicht,
Was ich bin und hab‘, ergeben;
Alles ist auf ihn gericht’t;
Meinen Jesum laß‘ ich nicht.

Laß vergehen das Gesicht,
Hören, Schmecken, Fühlen weichen,
Laß das letzte Tageslicht
Mich auf dieser Welt erreichen,
Wenn der Lebensfaden bricht;
Meinen Jesum laß‘ ich nicht.

Ich werd‘ ihn auch laßen nicht,
Wenn ich nun dahin gelanget,
Wo vor seinem Angesicht
Frommer Christen Glaube pranget;
Mich erfreut sein Angesicht;
Meinen Jesum laß‘ ich nicht.

Nicht nach Welt, nach Himmel nicht
Meine Seele wünscht und sehnet;
Jesum wünscht sie und sein Licht,
Der mich hat mit Gott versöhnet,
Der mich freiet vom Gericht;
Meinen Jesum laß‘ ich nicht.

Jesum laß‘ ich nicht von mir,
Geh‘ ihm ewig an der Seiten;
Christus wird mich für und für
Zu dem Lebensbächlein leiten.
Selig, wer mit mir so spricht;
Meinen Jesum laß‘ ich nicht!

Christian Keimann (1658)