Trikottausch. Newcastle United und seine muslimischen Spieler

11. Juni 2013


Der englische Premier League-Club Newcastle United hat einen neuen Trikotsponsor, das Kreditunternehmen Wonga.com, das Privatdarlehen vergibt – schnell, online und zu saftigen Zinssätzen. Nun gibt es zwar keine ethischen, aber doch religiöse Bedenken gegen den neuen Geldgeber: Die muslimischen Spieler von Newcastle United (Papiss Demba Cissé, Hatem Ben Arfa und Cheik Tioté) weigern sich, im neuen Dress aufzulaufen, weil es nach der islamischen Rechtsordnung (Scharia) verboten ist, finanziellen Profit aus Kreditgeschäften zu schlagen.

OK – es mag einigermaßen heuchlerisch sein, in einem kreditgetriebenen Gewerbe wie dem Berufsfußball hochprofitabel tätig zu sein und sich dann über einen Kleinkreditgeber aufzuregen, der Zinsen berechnet; das Gehalt, das die Profis um Stürmerstar Cissé beziehen, dürfte jedenfalls nur anteilig vom Eigenkapital gedeckt sein. Doch andererseits ist es wirklich nicht ganz unproblematisch, mich welchem Sponsor man sich hier einlässt. Ein Fan, der das 50-Pfund-Trikot zu den Kreditbedingungen von Wonga.com finanzieren ließe (Zahlungsziel: 30 Tage), müsste unter dem Strich 71,92 Pfund berappen. Das sind stolze 43,8 Prozent Zinsen – im Monat.

Die Zielgruppe „Fußballfan“ ist dabei mit Bedacht gewählt: konsum- und erlebnisorientierte untere Mittelschicht, die bereit ist, ihren Konsum und ihre Erlebnisse auf Pump zu realisieren, bei seriösen Instituten aber mangels Sicherheiten gerne mal abgewiesen wird. Nach Konsum und Erlebnis bringen dann meist nur noch rote Zahlen Farbe ins Leben. Man muss kein Soziologe sein, um das zu wissen – und kein Moslem, um den Newcastle-Deal mit Wonga.com zu kritisieren.

Ganz neu ist das Newcastle-Problem übrigens nicht: Der muslimische Stürmer Frederic Kanouté hatte sich vor einigen Jahren geweigert, das Leibchen seines Arbeitsgebers FC Sevilla überzustreifen, weil dort für den Sportwettenanbieter 888.com geworben wurde. Die Lösung: Kanouté kickte fortan in einem Trikot ohne Sponsorenbeflockung. Vielleicht ja ein Vorbild für Cissé und seine Glaubensbrüder.

(Josef Bordat)

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