Der relative Reichtum der Kirche. Nachtrag

19. Februar 2015


„Vermögen ermöglicht Caritas“ titelt das Domradio zu den Finanzen des Erzbistum Köln. Eigentlich müsste es heißen: „Vermögen und vor allen Dingen Einnahmen ermöglichen Caritas“, denn das laufende Geschäft muss mit dem Geld bezahlt werden, das kurzfristig verfügbar ist und das sind die liquiden Mittel auf dem Bankkonto oder in der Kasse. „Wir haben da ein schönes Tagungshaus“, stellt in der Regel keine Mitarbeiterin, keinen Stromversorger und keinen Schreibwarenhersteller zufrieden.

Was passiert, wenn die Einnahmen fehlen, zeigt sich dort, wo es keine Kirchensteuer, (so gut wie) keine staatlichen Zuschüsse und auch keine (nennenswerten) Vermögensanlagen gibt, die Erträge abwerfen, also zum Beispiel in Spanien. Schaut man sich zum Vergleich das Erzbistum Barcelona an, das ebenfalls etwa zwei Millionen Gläubige beheimatet, erkennt man gewaltige Unterschiede: Nahm das Erzbistum Köln 2013 rund 811 Millionen Euro ein, so nahm das Erzbistum Barcelona 2010 nur 16 Millionen Euro ein.

Auch wenn ein Vergleich über unterschiedliche Zeiträume hinkt, lässt sich doch festhalten, dass die jährlichen Einnahmen in Köln wesentlich höher liegen als in Barcelona. Dort kommt das Geld vor allem aus den Pfarreien, aus Sonderkollekten, aus Spenden, aus der Zimmervermietung für Pilger, aus Verkäufen von Devotionalien und Büchern sowie von der spanischen Bischofskonferenz, die wiederum ihre Einnahmen aus dem Optionsverfahren generiert, das in Spanien gilt: Jeder Steuerpflichtige zahlt eine Art „Kultur- und Sozialsteuer“ in Höhe von 0,7 Prozent seiner Einkommensteuerlast automatisch an soziale Einrichtungen des Staates, es sei denn, er möchte diesen Anteil der Kirche zukommen lassen. Dann muss er das bei der Steuererklärung angeben.

Was hat das nun für Konsequenzen? Ganz klar: Nur ein Minimum der sozialen und karitativen Arbeit, die wir aus Köln (oder Berlin) gewohnt sind, kann in Barcelona (oder Madrid) geleistet werden. In dem kleinen Dörfchen bei Barcelona, in dem ich fast zwei Jahren leben durfte, gab es eine Caritas-Stelle mit Kleiderkammer. Diese war zumeist geschlossen und nur an bestimmten Tagen für einige wenige Stunden geöffnet. Warum? Weil sie von sehr, sehr netten älteren Damen ehrenamtlich und selbstorganisiert betrieben wird. Das hat den Vorteil, dass es nichts kostet, das hat aber den Nachteil, dass man die Bedürftigen nicht so umfassend versorgen kann, wie das vielleicht nötig wäre – gerade in einem Land, in dem jeder vierte Erwerbsfähige keine Arbeit hat.

Und für die Bedürftigen muss eine Lösung gefunden werden, wenn man – aus welchen Gründen auch immer – keine „reiche Kirche“ will.

(Josef Bordat)

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