Shitstorm-Zwischenfazit

17. Januar 2013


Interessant und erschreckend zugleich finde ich, dass es allem Anschein nach gar nicht mehr so sehr darauf ankommt, was man schreibt, sondern wer es schreibt und wo es veröffentlicht wird. Das ist sehr bedenklich. Es ist die Rückkehr des Autoritätsarguments in den „herrschaftsfreien“ Diskurs. Diese Rückkehr geschieht mit einer Wucht, die selbst den christlich-muslimischen Auseinandersetzungen im Hochmittelalter fremd war. Thomas von Aquin wäre nie auf die Idee gekommen, über Averroes zu sagen: „Mit dem brauche ich mich gar nicht erst zu beschäftigen! Ist ja kein Dominikaner!“ Nein, im Gegenteil: Er nimmt die Argumente als solche ernst, denkt sie wohlwollend weiter, macht sie dadurch stärker als sie sind – und begründet dann vernünftig seine abweichende Position. Was ist davon geblieben? Ein Grabenkampf Ad hominem.

(Josef Bordat)

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