Schikane

18. Januar 2013


Oder: Die Angst der vietnamesischen Behörden vor den vietnamesischen Bürgern

Auch nach dem Urteil gegen die 14 Dissidenten gehen die Schikanen gegen sie und ihre Angehörigen weiter. Es reicht den Behörden in Vietnam offenbar nicht, Menschen, die eine abweichende Meinung haben und diese auch äußern, ins Gefängnis zu werfen. Sie versuchen auch jeden Kontakt zu den Angehörigen zu unterbinden.

Nguyen Tri Dung, der Sohn des inhaftierten Bloggers Nguyen Van Hai, bekam dies bei seinem letzten Besuch am 02. Januar 2013, wenige Tage nach der Verurteilung seines Vaters, zu spüren: „Sie haben sich gleich eingemischt und unser Gespräch beendet, als mein Vater mir sagte, ich solle, wenn ich daheim bin, Bücher über die Demokratie und die Menschenrechtskonvention lesen. Dies hat nichts mit dem Urteil gegen meinen Vater zu tun. Bei diesem Besuch konnte ich meinen Vater nur 15 Minuten sehen, sie haben aber 10 Minuten lang unser Gespräch durch lautes Schreien gestört. Sie sagten mir: ,Sie verstoßen gegen die Regeln des Gefängnisses. Sie dürfen nur nach dem Befinden fragen und nicht über die Gerichtsverhandlung oder über andere Dinge sprechen.‘ Mein Vater und ich sind sehr empört.“

Anlässlich des bevorstehenden Neujahrfestes in Vietnam (TET-Fest) am 10. Februar 2013 hat Nguyen Tri Dung bei den Behörden einen Antrag gestellt, seinen Vater erneut besuchen zu können. Ob dem Antrag stattgegeben wird, ist derzeit mehr als fraglich. Nguyen Tri Dung ist jedenfalls skeptisch: „Sie haben sich eine Strategie ausgedacht, um mich daran zu hindern, meinen Vater am TET-Fest zu besuchen. Am meistens fürchten sie, dass mein Vater, wie immer am TET-Fest, eine Grußbotschaft an Freunde übermittelt, die dann ins Netz gestellt wird. Sie fürchten sich vor allen möglichen Dingen.“ Es ist wohl das größte Armutszeugnis für einen Staat, dass er Angst hat vor der Meinung seiner eigenen Bürger.

Die Übersetzung aus den Quellen in vietnamesischer Sprache besorgte dankenswerter Weise Herr Dr. Hong-An Duong.

(Josef Bordat)

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