Sehnsucht nach Frieden

7. September 2013


Die große Kreuzberger Kirche Sankt Bonifatius war heute Abend voller Hoffnung. Mitgebracht wurde diese von fast 1000 Christen unterschiedlicher Konfessionen, die sich – einem Aufruf des Papstes folgend – zum Gebet für den Frieden versammelten. Orthodoxe, Katholiken und Protestanten eint die Sehnsucht nach Frieden in Syrien und im ganzen Nahen Osten, in dem seit Jahrzehnten Unfriede herrscht.

Besonders die christliche Minderheit leidet unter den Konflikten. Nachdem im Irak etwa 1,2 Millionen Christen vertrieben wurden, sind nun 500.000 syrische Christen auf der Flucht. Sie wünschen sich für ihre Heimat nichts sehnlicher als Frieden und Sicherheit. Dabei sind sie bereit, wie der syrisch-orthodoxe Bischof Hanna Aydın betonte, den Willen Gottes anzunehmen. Zugleich mahnte er, die Folgen eines Vergeltungsschlags für den C-Waffen-Einsatz zu bedenken: Auch dieser träfe die Zivilbevölkerung und erschwere den ohnehin schwierigen Prozess, Wege zum Frieden zu finden.

Gemeinsam beteten die Anwesenden das bekannte Friedensgebet, das dem Heiligen Franz von Assisi zugeschrieben wird:

Oh Herr,
mache mich zu einem Werkzeug
Deines Friedens.
Dass ich Liebe übe,
da wo man mich hasst;
dass ich verzeihe,
da wo man mich beleidigt;
dass ich verbinde,
da wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage,
da wo Irrtum herrscht;
dass ich den Glauben bringe,
wo Zweifel ist;
dass ich Hoffnung wecke,
wo Verzweiflung quält;
dass ich Dein Licht anzünde,
wo die Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe,
wo der Kummer wohnt.

Ach Herr,
lass mich trachten:
nicht, dass ich getröstet werde,
sondern, dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde,
sondern, dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde,
sondern, dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt,
der empfängt;
wer sich selbst vergisst,
der findet;
wer verzeiht,
dem wird verziehen;
und wer stirbt,
der erwacht zum ewigen Leben.

Amen.

Und? Was bringt das jetzt? – Christen glauben an die Macht des Gebets, an die Kraft zur Veränderung, die jemand erfährt, der sich vertrauensvoll an Gott wendet. Immer wieder wurde aber auch die Bedeutung des Zeichens selbst betont: Das weltumspannende Gebet am heutigen Tage zeigt den Syrern, dass sie nicht allein sind mit ihrer Hoffnung auf Frieden. Viele Menschen sind in diesen Stunden in Gedanken und Gebeten bei ihnen. Zum Beispiel in Kreuzberg. Und das ist etwas, dass die Angst für einen Moment lindern und dass denen Mut geben kann, die um ihre Angehörigen trauern. Damit ist es ein Beitrag dazu, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen.

(Josef Bordat)

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