Eine Satire ist eine Satire ist eine Satire

22. Mai 2014


Dass es sich bei einem Artikel in der Kategorie „Satiren + Glossen + Humor“ um eine humorvoll-satirische Glosse handelt, kommt – ich geb’s zu! – überraschend. So verwundert es nicht, dass grob geschätzte 80 Prozent diesen Beitrag ernst nahmen. So weit gar, dass sie nicht nur ihre Sorge bekundeten, sondern zu Gegenpetitionen aufriefen.

Dies tun sie, obgleich man auch am Text selbst den satirischen Charakter hätte erkennen können, schließlich hatte ich mich (vergeblich, wie ich heute weiß) um eine in Duktus und Diktion möglichst klar erkennbare Analogie zum Brief der 26(sic!) Frauen an Papst Franziskus bemüht, die als Priester-Geliebte die Abschaffung des Zölibats fordern. Und wenn sich nun 26.000(sic!) Frauen an Bundesjustizminister Heiko Maas wenden und die Abschaffung der Ehe verlangen, dann ist das was? Genau: eine Nachricht, die nicht nur bei Jobo72 erscheint, sondern auch in der Tagesschau, bei CNN, im Kicker, in der Shanghai Post – um nur einige zu nennen. Und wenn das nicht der Fall ist, dann sollte man annehmen, dass dies doch ein ziemlich starkes Verdachtsmoment dafür ist, dass an der Sache irgendetwas nicht stimmt.

So, und jetzt kommt die ganze Wahrheit: Ich nehme in dem Text eine Eins-zu-Eins-Übertragung der „Zölibatsdebatte“ auf eine (fiktive) „Ehedebatte“ vor. Aus katholischer Sicht ist das nicht abwegig, da sich im Priesteramt (und auch bei Ordensleuten) ein ewiges Bündnis mit Gott einstellt, das wesensgleiche Bündnisse mit Menschen ausschließt. Insoweit schließen sich auch die Sakramente der Priesterweihe und der Ehe aus. Wer es nun begrüßt (wie dies weite Teile der deutschen Öffentlichkeit tun), dass die Geliebte eines Priesters nicht nur von ihm die Auflösung seiner (freiwillig eingegangen) Bindung verlangt („Laisierung“), sondern gleich von der Kirche die generelle Abschaffung des Bindungsprinzips („Zölibat“), der wird wohl, so meine These, auch nichts dagegen haben, wenn die Geliebte eines verheirateten Mannes nicht nur von diesem die Auflösung seiner (freiwillig eingegangen) Bindung verlangt („Scheidung“), sondern gleich vom Staat die generelle Abschaffung des Bindungsprinzips („Ehe“).

Allemal interessant, dass dieser Analogieschluss nicht mehr als Satire durchgeht. Eine Leserin hat mein Anliegen aber nahezu perfekt verstanden: „Wir alle sind nun einmal dazu angehalten, die Verantwortung für unsere Handlungen zu übernehmen und nicht von Institutionen zu fordern, die Rahmenbedingungen unseren Grenzüberschreitungen anzupassen.“ Voilà!

(Josef Bordat)

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