Der geschenkte Gaul

27. Juni 2015


Es ist derzeit nur Frauen- und nicht richtige WM, daher können sich die Medien mit der Queen befassen. Mit Geschenken für die Queen. Und mit Reaktionen auf die Geschenke für die Queen. Und mit Reaktionen darauf. Sie können in aller Ruhe eine kleine Staatsaffäre kreieren.

Worum geht es? Das deutsche Staatsoberhaupt, Bundespräsident Joachim Gauck, hat dem englischen und kanadischen Staatsoberhaupt, Königin Elisabeth II., die auch Staatoberhaupt der Bahamas ist, das Bild einer Künstlerin geschenkt, das u.a. ein blaues Pferd zeigt. Daneben König Georg VI., nicht blau.

Jetzt hat sich auch die Künstlerin Nicole Leidenfrost geäußert und zu den Vorwürfen Stellung genommen, ein blaues Pferd gemalt zu haben. Und einen König Georg VI., den man nicht auf Anhieb erkennen kann. Nicht mal die Queen. Obwohl sie seine Tochter ist.

Das mit der Kritik an dem Bild, so die Künstlerin, habe nichts mit dem Bild zu tun. Es sei eher eine Kritik an Deutschland. Eine Staatsangelegenheit. So wie das Wembley-Tor. Da hilft nur höchste Diplomatie.

Vielleicht hilft den Engländern zunächst ein deutsches Sprichwort: „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.“ Und der Künstlerin wird unterdessen wohl ihr eigenes Lebensmotto helfen: „Mitleid gibt’s umsonst, Neid muss man sich erarbeiten.“ Dann sollte am Ende auch die Queen wieder amused sein. Und ihren Vater erkennen. Auch, wenn’s schwer fällt.

(Josef Bordat)

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