Wie geht’s, Alipius?

14. Mai 2011


Was denkst Du? Wirklich.

Ein Gast hat zu einem Elsa-Artikel insistierend nachgehakt, wie es Dir, Alipius, heute wirklich geht, was Du, Alipius, wirklich denkst, wo Du, Alipius, nun zum Priester geweiht wirst. Ich kann mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass die erwartete Antwort lautet: „Hätte ich gewusst, worauf ich mich einlasse! ,Katholische Kirche‘. Ha! Hat sich immer so toll angehört. Ich seh‘ noch die Broschüre: ;Das kann Ihr Kloster sein! Unterschreiben Sie bis 31.03. und sichern Sie sich die steuerlich abzugsfähige…‘ Mann, ich Trottel! Wenn ich gewusst hätte, dass Milliarden Frauen, die mit mir ,gerne reale Kinder zur Welt gebracht hätten‘ und heute Nachmittag, wenn sie nicht in Dortmund zu Hause sind, ,verborgen trauern‘, so ,leer ausgegangen‘ wie sie und die Bayern nun mal sind, dass der Rest der Welt sich ,voll Zorn, Verzweiflung und Wut‘ die Kante gibt, hätte ich das alles gewusst, dann wäre ich doch zum Finanzamt Gerresheim gegangen und würde heute Nachmittag wie jeder anständige Mensch an meinem Mittelklassewagen rumschrauben. Aber jetzt ist das Buffet schon aufgebaut und sieben Kisten Bier steh’n im Keller. Also. Da muss ich dann wohl durch. Mann! Einmal nicht aufgepasst und schon…“ So oder so ähnlich.

Aber ist das wirklich so? Denkt Alipius heute wirklich: „Hätte ich gewusst, worauf“ usw.? Ich muss darauf so antworten wie Gott auf die Frage, was die Memorandum-Theologen wirklich wollen: „Ich weiß es nicht.“ Vielleicht schließt sich Alipius auch Walter von der Vogelweide an, der mal den Gedanken hatte: „Durch mich zeige den Menschen, was deine Kraft und Güte vermag.“ Vielleicht denkt Alipius ja an einen Passus aus einer Arbeitshilfe der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg, Würzburg, bei dessen Formulierung erkennbar an Franz von Assisi gedacht wurde: „Herr, mache mich zu einem Grenzgänger deines Friedens, damit ich nicht mehr damit beschäftigt sein muss, mein Gesicht zu wahren. Damit ich vielmehr meine Hände und meine Füße und meine Sinne frei bekomme, das Gesicht und die Würde anderer Menschen zu wahren.“ Vielleicht denkt er auch: „Ob das reicht? Sieben Kisten?“. Ich – weiß – es – nicht.

Was auch immer Alipius denkt, ich bin in Gedanken bei ihm!

(Josef Bordat)

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