Pogromstimmung gegen die katholische Kirche

1. Februar 2013


Und wie ein katholischer Blogger damit umzugehen versucht.

„Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, sieht eine Pogromstimmung gegen die katholische Kirche entstehen“, so Die Welt. Was steckt dahinter? Der Wunsch nach einem „Kritikverbot“? Eine verkappte „Zensurforderung“? Der Geist des „Mittelalters“? Nein: Dahinter steckt vielmehr ein Aufruf zur Rückkehr zu einem sachlichen Diskurs, auch in den Blogs, die sich kritisch mit der Katholischen Kirche auseinandersetzen und die Erzbischof Müller explizit erwähnt. Aus Erfahrung kann ich ihm nur zustimmen.

Resignation ist angesichts dessen keine Lösung, doch sollte sich kein katholischer Christ, der nicht die Energie aufbringt, in den Debatten stets und ständig „dagegenzuhalten“, wie ein Versager vorkommen (ich schreibe das so deutlich, weil ich es selbst oft genau so empfinde). Wir dürfen nie vergessen, dass Ohnmacht im Angesicht grölender Massen der Ausgangspunkt für das Christentum gewesen ist. Wenn wir in unsachlichen Diskussionen die Gottverlassenheit förmlich greifen können, dürfen wir uns mit dem Gekreuzigten in tiefer Verbundenheit wissen.

Die dauernden Verhöhnungen nicht mehr aushalten zu können, ist keine Überempfindlichkeit, und das Beenden fruchtloser Diskussion kein Eingeständnis in die fehlende Kraft der eigenen Argumentation, auch, wenn es von der „Gegenseite“ so aufgefasst wird. Es ist oft das Nachgeben des Klügeren, des Weisen, der einsieht, dass Recht haben und Recht bekommen nicht das Gleiche ist. Die Tragik: Wer pöbelt, ist im Vorteil – und ich meine damit nicht nur Schimpfkanonaden, sondern auch bewusste Verzerrungen, Verkürzungen und Falschdarstellungen. Das schwächere Argument wird dabei allzu oft mit der entsprechend größeren Klappe ausgeglichen. Doch wer an Gott als die Wahrheit glaubt, wird damit leben können.

Zugleich gilt auch für katholische Blogs: Der Ton macht die Musik. Der Präsident des Päpstlichen Medienrates, Erzbischof Claudio Maria Celli, hat die im Internet tätigen Katholikinnen und Katholiken unlängst zum einen „respektvollen Dialog mit den anderen“ aufgerufen. „Manchmal haben wir zu aggressive Seiten“, stellte Erzbischof Celli fest.

Die Bereitschaft, sich in andere Denkweisen hineinzuversetzen, die Kritik verstehen zu wollen und sie nicht schwächer zu machen, als sie ist, sollte für jeden Christen selbstverständlich sein. Zugleich braucht sich kein Mensch, auch kein Katholik, herabwürdigen zu lassen. Dennoch ist es manchmal besser, nicht den ersten Gedanken aufzuschreiben, der einem in den Sinn kommt, wenn man unflätig angegriffen wird, sondern sich Zeit zu lassen mit einer Reaktion, die trotz allem nie vergisst, dass die „gleiche Münze“ keine Währung ist, mit der Christen bezahlen sollten.

Dass einem das nicht immer gelingt, ist klar. Dass es, wenn es gelingt, nicht immer richtig ankommt, auch. Ich habe Menschen kennengelernt, deren Aggressivität stieg geradewegs in dem Maße, in dem ich versuchte, beim Klären von Missverständnissen immer mehr Ruhe zu bewahren. Wie gesagt: Wir müssen nicht alle Probleme lösen, wir dürfen sie der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen. Und es reicht, mit diesem Gottvertrauen und einer Spur Gelassenheit den eigenen Standpunkt deutlich und freundlich vorzustellen und – nach Maßgabe von Lust und Zeit – mehr oder weniger ausführlich zu erläutern. Deutlich, aber freundlich.

(Josef Bordat)

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