Gehirn und Geist

21. Mai 2013


Die epistemologische Hypothek der physikalistischen Hypothese Geist gleich Gehirn ist ihre methodologische Verankerung – sie ist eine naturwissenschaftliche Aussage. Als Teil der Naturwissenschaft ist zwar garantiert, dass sie etwas über die Natur aussagt, was ihm Rahmen dieser Forschungsoption valide und reliabel ist, so wie Aussagen der Physik oder Chemie. Damit ist jedoch nicht garantiert, dass ihr Gegenstand tatsächlich ausschließlich Natur ist und somit ausschließlich naturwissenschaftlich betrachtet werden kann, dass also ihr Zugang zum Gegenstand exklusiv ist, insofern dieser alle anderen Ansätze begründet ausschließt, weil er nicht nur stimmt, sondern weil nur er stimmt.

Das gilt aber nur dann, wenn der Gegenstand als bloß natürlich angenommen wird. Das wird er zwar in dem Moment, indem die Untersuchung der Hypothese Geist gleich Gehirn gar nicht mehr anders als naturwissenschaftlich stattfindet, doch für diese ontologische Annahme gibt es aber keinen zwingenden Grund. Die materialistische Argumentationslage hat sich durch die Entwicklung der Technik nicht verbessert, weil durch die bessere Technik lediglich quantitative Fortschritte in der Wissenschaft vom Menschen möglich waren und sind. Ob aber das, was man im Gehirn immer genauer misst, tatsächlich alles ist, was es über den Geist zu sagen gibt, wissen wir nicht, auch dann nicht, wenn wir künftig noch genauer messen.

(Josef Bordat)

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