Wie soll er sein, der neue Papst?

8. März 2013


Diese Frage beschäftigt derzeit viele Menschen. Vor allem kirchenferne Nichtkatholiken geben darauf bereitwillig Antwort: jung, modern (was immer das heißen mag), schwarz.

Ja: „schwarz“. Der neue Papst möge „schwarz“ sein, so als sei Hautfarbe eine ekklesiologische Kategorie. Als bräuchte man dem Pfarrer nur eine Zehnerkarte fürs Solarium zu schenken und schon kippt die Mehrheit im Kirchenvorstand. Aber ich weiß schon, wie es gemeint ist: „Schwarz“ steht für „anders“, vor allem „anders als bisher“. Manchmal auch für „gut“. Nur: Man lasse sich nicht täuschen. Die elf afrikanischen Kardinäle sind hinsichtlich ihrer theologischen Ausrichtung keineswegs so homogen, wie das Generallabel „schwarz“ vermuten lässt, unter das man die Würdenträger aus Afrika so gerne subsumiert. Es ist ja auch nicht so, dass alle Brasilianer den ganzen Tag im Pelé-Trikot Samba tanzen. Spätestens, wenn der „Schwarze“ dann weiß trägt, wird das auffallen. Der Mitfavorit Peter Turkson (Ghana) und der als aussichtsreicher Außenseiter gehandelte Robert Sarah (Guinea) vertreten durchaus jene Positionen, die den Fans im Feuilleton bis vor ein paar Tagen an Benedikt noch zu missfielen schienen, zum Teil auch in zugespitzter Diktion.

Das ist ja auch – zumindest für einen kirchennahen Katholiken – nicht weiter verwunderlich. Die Lehre der Kirche ist schließlich nicht das Privateigentum des jeweiligen Papstes, das sich mit der Tönung der Haut ändert, sondern das Stiftungsvermögen unseres Herrn Jesus Christus, angelegt zu besten Konditionen von den Kirchenvätern und -lehrern der letzten beiden Jahrtausende. Um es mal einfach zu sagen: Wäre die Kirche ein Fußballclub und der Papst ihr Trainer, dann kann er zwar eine eigene Taktik bestimmen, aber eben nur im Rahmen des Regelwerks. Auch ein Fußballtrainer kann ja nicht sagen: „Wir spielen ab morgen zu zwölft und ohne Abseits!“ Und auch im Fußball kommt es wesentlich auf die Spieler an.

Auch differenziertere Anforderungsprofile findet man an jeder publizistischen Ecke, etwa die Erwartungen von Kolping und Adveniat, um nur mal beim Domradio und zwei eher seriösen Annäherungen an einen Wunschkandidaten zu bleiben. Doch auch hier wird am Ende des Tages nur eine Agenda auf den künftigen Pontifex projiziert, um den Druck auch während der Sedisvakanz hoch zu halten.

Freilich werde auch ich in den letzten Wochen oft gefragt, was ich mir wünsche, wie er denn sein soll, der Neue. Manchmal sage ich dann: „Ganz wie der Alte“. Oder: „Ein Mann des Glaubens“. Und der Liebe. Jemand, der Hoffnung vermittelt. Also: Er muss katholisch sein. Ganz ehrlich. Und gegen Odilo Pedro Scherer hätte ich auch nichts, immerhin mal wieder ein Deutscher. Bloß: In die Sonne sollte er sich mal legen – Eminenz wirkt noch ein bisschen blass.

(Josef Bordat)

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