Immer wieder Sonntags

9. März 2014


Ich weiß nicht, was mich heute Abend mehr geärgert hat: der Til Schweiger-Tatort, eine Mischung aus dem Terminator, dem Paten und einem jener Filme, die sonst Nachts auf RTL 2 laufen, oder aber die Tagesschau, die es schafft, in einem Satz von Hunger auf Homosexualität zu kommen.

Die hochinvestigative ARD-Nachrichtensendung hat eine Fastenpredigt des Berliner Kardinals Woelki zur Eröffnung der diesjährigen Misereor-Aktion daraufhin untersucht, ob sie denn auch zum Thema Nr. 1 – den Rechten von Homosexuellen – Stellung bezieht. Schließlich ist Uganda das Land, das in diesem Jahr besonders bedacht wird.

Und? Nein: Tat sie nicht! Auf die Unterlassungssünde angesprochen, stammelt Woelki irgendwas von „ging jetzt mehr um Hunger“ und „kann nicht alle Themen in einer Predigt“ und so weiter. Das muss man sich mal vorstellen! Da leiden hunderte Menschen in Uganda unter den neuen Gesetzen und der Mann faselt was von „Kampf gegen den Hunger“! Und das, obwohl fast zwei Drittel der Menschen in Uganda gar nicht hungern!

Ja, den Hunger in Uganda bekämpfen – das können sie! Und was ist mit den Homosexuellen? Da tut die Kirche nichts! Gut, der Vatikan schon. Der hatte bereits die neuen Gesetze kritisiert. Und die Bischöfe Ugandas haben sich auch schon in die Politik ihrer Regierung eingemischt und sich gegen die neuen Gesetze ausgesprochen.

Aber eben Woelki nicht! Zumindest nicht in der Predigt zur Eröffnung der diesjährigen Misereor-Aktion! Da hat er einfach mal das Thema Homosexuellenrechte unter den Tisch fallen lassen! Einfach so! Als gäbe es sonst noch was! Ja, ja: „Hunger“, „Armut“, „Bildung“. Wenn ich das schon höre!

Vielleicht sollte man das einfach mal gesetzlich vorschreiben: Jede Predigt hat mit den Worten zu enden: „Im übrigen bin ich der Meinung, dass Niemand wegen seiner sexuellen Orientierung ins Gefängnis gesperrt werden sollte!“ Ich meine, wenn sich schon die Kirche ständig in Angelegenheiten des Staates einmischt (auch noch des eigenen!), dann kann sich der Staat doch auch mal umgekehrt… Oder etwa nicht?

Ach, so: Im übrigen bin ich der Meinung, dass Niemand wegen seiner sexuellen Orientierung ins Gefängnis gesperrt werden sollte!

(Josef Bordat)

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