Seht, da ist das Kreuz!

10. August 2016


Bizarr, unverständlich, feige, falsch. Wer die Medienberichte liest zum Beschluss des Brandenburgischen Landtags, die CDU möge in ihrem Fraktionssaal das Kreuz von der Wand nehmen, sowie sich Besucher nähern, der hat den Eindruck, das Christentum sei am Ende. Da kommt es „immer wieder zu Beschwerden von Besuchern“ (Epochtimes) – und die CDU knickt ein. Verrat an den eigenen Werten, Selbstaufgabe. Und so weiter.

Mag ja alles sein. Aber ich kann mir trotzdem nicht helfen: Ich finde das großartig. Man muss sich das mal vor Augen führen: Da kommen die Besucher in den Fraktionssaal und nicht die elegante Architektur, nicht die beeindruckende Konferenztechnik, nicht die Zeitgeschichte, sondern ein kleines, schlichtes Kreuz an der Wand steht „immer wieder“ im Mittelpunkt des Interesses. Ich muss zugeben, dass mir Kreuze kaum noch auffallen. Nicht so den Landtagsbesuchern. Für die hat das Kreuz noch eine provozierende Kraft.

Und, klar: Dann beschweren sie sich. Immer wieder. Ich stell mir das so vor: Der Besucherdienst erklärt die Grundelemente des Parlamentarismus und bringt sie in Beziehung zur Geschichte der Demokratie im Allgemeinen (Athen, Magna Carta, Französische Revolution) und der deutschen Geschichte im Besonderen. Paulskirche, Weimar, Bonn, Berlin. Das ganze Programm. Noch Fragen? Anmerkungen? Die Besucher – „immer wieder“: „Seht, da ist das Kreuz!“

Es gibt noch Menschen, die die richtigen Prioritäten setzen. Gott sei Dank.

(Josef Bordat)

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