Kirchentagsvorglühen

23. Mai 2017


Morgen Abend geht er dann endlich los: Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag. Motto: „Du siehst mich“ (nach Gen 16, 13).

Das besondere an diesem Kirchentag ist ja weniger, dass er im 500. Jahr des (angeblichen) Thesenanschlags stattfindet, sondern ausgerechnet in der (angeblichen) Hauptstadt des Atheismus – in Berlin. Gut, der krönende Abschluss findet dann passenderweise in der Lutherstadt Wittenberg statt. Aber das 17000 Seiten starke Programm läuft bis dahin in Berlin.

So wird das Ganze auch zum Sinnbild für die Ökumene: Im milden und angenehmen Klima einer moderaten Großwetterlage sorgt das Amtsverständnis der Busfahrer („Ma bitte aus da Tür raus!“) für die nötige Abgrenzung zwischen den beiden großen Berliner Konfessionen, Tourist und „Ick wohn hier wirklich!“.

Verkehrstechnisch spannend wird es dann am Samstag: Wie bewältigen S-Bahn GmbH und BVG AG das enorme Passagieraufkommen im Zuge von DFB-Pokalendspiel und EKD-Kirchentag? Beide Locations (Olympiastadion und ICC) liegen in unmittelbarer Nähe zueinander, zumindest, wenn man Berliner Maßstäbe anlegt. Wird das gutgehen?

Auf der einen Seite die zumeist jungen Leute, die in Fankleidung grölend und angetrunken durch die Straßen ziehen, auf der anderen Seite das Pokalendspiel. Laut BVG-Kundenmagazin „Plus“ (Ausgabe 5/2017) haben die Verkehrsbetriebe alles im Griff. Man kann nur hoffen, dass Busse und Bahnen real präsent sind, wenn es darauf ankommt.

Samstag ist auch inhaltlich was los: Frankfurt gegen Dortmund und Katholisch gegen… Naja, also: „Thementag Ökumene“ in der Französischen Friedrichstadtkirche (Gendarmenmarkt). Huber (nicht Kurt – Wolfgang) gegen Rahner (nicht Karl – Johanna). Über die volle Distanz. Wahrscheinlich.

Immerhin bietet Berlin genug Restaurants für ein gemeinsames Abendmahl in versöhnter Verschiedenheit. Ob man anschließend noch in Ruhe in den Biergarten gehen kann, ohne vorwurfsvolle Blicke, hängt vom Zölibat ab.

Wie dem auch sei: Wir sehen uns!

(Josef Bordat)

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