Die Kultur der Inka

17. Oktober 2015


Wie jede Hochkultur hatte auch die inkaische ihre Schattenseiten, die man nicht vergessen sollte, wenn man von ihr schwärmt. Ich meine nicht nur Menschenopfer, sondern das totalitäre Herrschafts- und Verwaltungsregime eines absoluten Monarchen, des sich als gottgleich initiierenden Inka. Dagegen war Ludwig XIV. ein pazifistischer Basisdemokrat mit übertriebenem Hang zu demütiger Selbstkritik.

Die Inka entwickelten in ihrem Drang nach Macht eine geradezu gespenstische Cleverness. Sie herrschten, indem sie unterworfene Kulturen zwar als minderwertig betrachteten, ihre Zeugnisse weitestgehend ausradierten und die Bevölkerung zum Arbeitsdienst deportierten, deren Spitzenpolitikern aber gut dotierte Posten im Reich anboten. So konnte es rasend schnell wachsen, ohne dass die Peripherie jemals außer Kontrolle geriet.

Das riesige Imperium wurde so effizient verwaltet, wie man es sich von der EU nur erträumen kann. Und das alles ohne schriftliche Dokumente, sondern allein auf der Basis von Datenträgern, den Quipus, die vom Prinzip her eine primitive Vorstufe unserer Barcodes bildeten. Es ging um Effizienz, Kontrolle und Macht, eine Macht die erst durch den Bruderkrieg zwischen Atahualpa und Huáscar um die Nachfolge ihres 1527 verstorbenen Vaters Huayna Cápac und dann schließlich durch die Spanier unter Francisco Pizarro gebrochen wurde, den die unterworfenen Völker als Befreier vom Joch der Inka-Herrschaft empfingen. Zunächst – aber das ist eine andere Geschichte.

Wir sollten also nicht romantisieren, wo es wenig bis nichts romantisches gab. Doch es gibt eben auch Zeugnisse dieser Kultur, die wir aufgrund ihrer einzigartigen Schönheit zu Recht bewundern, wie etwa Machu Picchu, die geheimnisvolle Wolkenstadt, Cusco, die alte Hauptstadt des Reiches, die Festungsanlage Sacsayhuaman oder die Siedlung Ollantaytambo im Urubamba-Tal. Muss man mal gesehen haben.

In einem farbenfrohen Video wird dieser Aspekt der Inka-Kultur bespielt, betanzt und besungen. Von einem Kinderchor, der einen – zumindest für den Moment – vergessen lässt, dass es in der Inka-Ära (um 1200 bis 1533) im Wesentlich darum ging, räumlich zu expandieren und dabei die politische und wirtschaftliche Macht des Inka zu vergrößern. Also nichts, was menschheitsgeschichtlich aus dem Rahmen fiele.

(Josef Bordat)

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