Katholische Post?

1. Januar 2016


Es fällt mir schwer, zumal am Anfang eines neuen Jahres, in das ich mit den besten Vorsätzen hineinrutschte, geeignete Worte zu einer Seite namens „Katholische Post“ zu finden, deren Beiträge durch Bosheit und Dummheit, die nur noch von der intrinsischen Hinterhältigkeit überboten werden, gegen jeden vernünftigen analytischen Zugang immunisiert wurden. Die dadurch provozierten Kommentare stehen dem in Sachen Bosheit und Dummheit in kaum etwas nach, allenfalls die Hinterhältigkeit entfällt zugunsten von Wut und Aggression. Das macht die Sache auch nicht besser, richtig. Ich vermute, dass Beiträge und Kommentare (zumindest zu gut 99 Prozent) aus der gleichen Feder eines offensichtlich ziemlich unausgeglichenen Menschen stammen, der es geschafft hat, seinen unverkennbaren Hang zu Kraftausdrücken und seine krankhafte Freude an der Beleidigung alles Anderen unter Nutzung eines sehr hohen Zeitbudgets zu einem widerlichen Machwerk zu verbinden. Zum Kotzen.

Davon lebt das Internet. Auch davon. Warum also überhaupt ein Wort darüber verlieren? Um klar und deutlich zu sagen: Die „Katholische Post“ ist nicht katholisch. Nicht in der Auswahl der Themen, nicht in ihrer Verarbeitung und schon gar nicht in der Diktion. Es hat also extrem wenig Wert, Katholizismus, Christentum oder Religion vor dem Hintergrund dieser ekelerregenden Seite zu beurteilen (vor allem dann nicht, wenn sie die einzige Quelle ist, die man bei der Beurteilung hinzuzieht). Damit ist die Seite auch als Satire untauglich: Hier wird nichts zugespitzt und konsequent weiter gedacht, unter Aussparung aller entlastenden Aspekte, meinetwegen auch unter Verzerrung bis zur Unkenntlichkeit, aber eben zumindest noch irgendwie am Zielgegenstand orientiert, sondern es würden, wenn es denn Satire ist, die kritisierten Haltungen völlig frei erfunden – und zwar in abwegiger, ja, absurder Weise. Auch das wäre hinterhältig. Böse. Dumm.

Ernst oder satirisch gemeint (oder beides zugleich): Hier werden Grenzen überschritten. Daher bitte ich, folgendes zur Kenntnis zu nehmen: Als katholischer Blogger distanziere ich mich ausdrücklich und in aller Form von der „Katholischen Post“. Ich möchte mit ihr nicht im Entferntesten zusammengebracht werden. Geschähe das doch, empfände ich das als extrem oberflächliche Rezeption und hielte es – Sie werden es erraten – für ein hinterhältiges, boshaftes und dummes Urteil. Nicht nur, aber auch, weil diese Seite mich persönlich in einer sensiblen Angelegenheit mit Häme und Spott überzog, auch nicht, weil sie sich erdreistet, mir Zitate unterzuschieben (also, durch An- und Abführungszeichen suggeriert, ich hätte Dinge gesagt, die ich nie gesagt habe), sondern vor allem auch, weil sie Menschen ihrer Würde zu berauben versucht, mit ihren unfassbar unkatholischen Kommentaren.

So, und jetzt möchte ich für den Rest des Jahres von der Seite nichts mehr hören.

(Josef Bordat)

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