Hexenverfolgung in Afrika

8. August 2015


Im 18. Jahrhundert endet die Hexenverfolgung. In Europa. Bis heute gibt es Hexenverfolgungen in anderen Teilen der Welt, vor allem in Afrika, aber auch in Indien. Es gibt Schätzungen, die in diesem Zusammenhang weltweit von gegenwärtig mehreren tausend Todesopfern pro Jahr ausgehen. Dieser Umstand ist hierzulande meist unbekannt.

Beispiel: Tansania. Auf einer Tagung des British Istitute in Eastern Afrika, die 2002 in Kenia stattfand, wurde über eine Welle der Hexenverfolgung im Nordwesten Tansanias berichtet, der zwischen 1997 und 1999 mindestens 185 Menschen zum Opfer fielen; in Presseberichten findet man eine doppelt so hohe Opferzahl. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren waren in Tansania etwa 4.000 Menschen wegen angeblicher Hexerei ermordet worden.

Beispiel: Benin. Die sozialistische Regierung Benins ließ nach ihrer Machtübernahme 1975 eine Briefmarke mit der Aufschrift drucken: La lutte contre la sorcellerie – Forces du Mal („Der Kampf gegen die Hexerei – Kräfte des Bösen“). Die Bevölkerung fing an, alte Frauen zu jagen – als Teil des Klassenkampfs. Damit war erst nach 1990 Schluss, als der Demokratisierungsprozess begann, unter Mitwirkung des Erzbischofs von Cotonou, Isidore de Souza.

Beispiel: Kongo. 2001 wurden nach Presseberichten im östlichen Kongo über 900 Menschen als Hexen bzw. Zauberer umgebracht. Ein besonderes Phänomen sind seit den 1990er Jahren die so genannten „Hexenkinder“, denen magische Fähigkeiten zugeschrieben werden. Sie werden von ihren Familien verstoßen und müssen daraufhin ihr Dasein als Straßenkinder fristen. Ihre Zahl wird allein für die Hauptstadt Kinshasa auf 30.000 bis 40.000 geschätzt.

Beispiel: Südafrika. Im Norden Südafrikas gab und gibt es Hexenverfolgungen in einem erschreckenden Ausmaß. Die südafrikanische Regierung sah sich gezwungen, den Verfolgten in speziellen Dörfern Schutz zu gewähren und hat im Polizeiapparat eine eigene Abteilung gegründet, die der Hexenjagd Einhalt gebieten soll.

Im einzelnen haben sie ganz unterschiedliche Ursachen – wie auch die historische Hexenverfolgung in Europa unterschiedliche Ursachen hatte: volkstümlicher Aberglaube, soziale und ökonomische Bedingungen, machtpolitische und ideologische Ambitionen. Die Hexenverfolgungen in Afrika müssen jedoch auch als Begleiterscheinung der Entkolonialisierung angesehen werden, denn die christlichen Missionare aus den Kolonialstaaten hatten jede Verfolgung von Hexen und Zauberern verboten. Seit dem Ende des Kolonialsystems brechen die angestauten Aggressionen offen hervor.

(Josef Bordat)