Nachtrag in Sachen Blödheit

25. September 2015


Ich möchte hierzu ganz kurz drei Dinge klarstellen.

1.) Ja, Kardinal Marx hat „manchmal“ gesagt. Und: Nein, ich habe es nicht überhört (obwohl die Stimme etwas nach unten ging). Ich hätte mir aber gewünscht (gerade, wenn er „manchmal“ nicht nur rhetorisch, sondern ernst meint), dass er gesagt hätte: „Schauen Sie, lieber Journalist, es gibt diese problematischen Tendenzen – Ihr Beispiel ist da einschlägig. Aber es gibt auch etwas ganz Anderes: eine vitale, hochengagierte Bewegung, die das Internet eben nicht den Gottfernen überlässt, sondern für ihren Glauben und die Kirche eintritt, und zwar grundanständig, unentgeltlich und 24/7 (außer in der Fastenzeit). Darunter befinden sich auch Priester und Ordensfrauen. Das ist uns wichtig und vor allem ist uns als Deutsche Bischofskonferenz wichtig, hier zu differenzieren und diese nicht mit jenen in einen Topf zu werfen. Bitte achten Sie in Ihrer Darstellung darauf.“ So. Oder so ähnlich.

2.) Es geht mir nicht um die Person Kardinal Marxens. Dass einige, die wie ich überrascht sind über die Äußerungen Seiner Eminenz, nun persönliches Versagen als Ursache annehmen, halte ich für falsch. Ich denke, es ist ein strukturelles Problem. Ich habe den Verdacht, dass in der Deutschen Bischofskonferenz insgesamt die Meinung vorherrscht, mit der (durchaus gelungenen) Neueinrichtung von katholisch.de ist das Thema Internet für mindestens 20 Jahre vom Tisch und man kann sich wieder der „richtigen“ Publizistik widmen. Fakt ist: 99 Prozent aller Jugendlichen, die ab jetzt zur Firmung gehen, kennen im Grunde nur das Internet als Möglichkeit der orientierenden Erstinformation. Was finden sie dort? Solide Darlegungen oder dubiose bis bösartige Seiten? Da muss die Kirche zur Stelle und zu finden sein. Mit soliden Darlegungen.

3.) Mir ist klar, dass sich die Deutsche Bischofskonferenz als Vertretung der Katholischen Kirche in Deutschland nicht rückhaltlos hinter katholische Blogger stellen kann, selbst dann nicht, wenn deren Blogs durchweg von überragender Qualität wären (sind sie nicht, auch nicht mein eigener). Blogs sind Privatsache, die Katholische Kirche nicht. Die Katholische Kirche muss darauf achten, mit wem sie in Verbindung gebracht wird. Völlig richtig. Nur: Zur Schau gestelltes Desinteresse scheint mir keine sinnvolle Alternative zu sein. Wenn sich dieses dann noch mit demonstrativem Dauergrinsen von rechts und links zu einem Gesamtbild vereint, das nicht unbedingt Wertschätzung vermittelt, dann kann man schon mal etwas enttäuscht sein. Dass es einem Katholiken – egal in welcher Position bzw. Funktion – nach Lage der theologischen Dinge schwer fallen sollte, anderen Katholiken ihr Christsein abzusprechen, sollte auch nichts sein, das man hier zum ersten Mal liest. Das wäre wirklich blöd.

(Josef Bordat)