Anpfiff eines Schicksalsspiels

26. Oktober 2013


Vor 150 Jahren wird in England der Fußball in seiner heutigen Form konstituiert

Eigentlich ist es ganz einfach. Und weil es so einfach ist, hat es so einen großen Erfolg. Die Rede ist vom Fußballspiel. Zwei Mannschaften, ein in Größe und Gewicht definiertes Spielgerät, ein Spielfeld von vorgeschriebener Fläche, eine bestimmte Spieldauer, ein Ziel: Tore schießen, mit dem Fuß, dem Knie, dem Kopf. Gut, es kommt noch das passive Abseits hinzu und die Frage der „unnatürlich vergrößerten Körperfläche“ im Fall des Handspiels, aber ein wenig Diskussionsstoff muss es ja geben – wenn denn schon mal alle Tornetze an den Außenseiten dicht sind.

Dass Fußball heute so populär ist, verdankt der Sport den Vertretern von elf Londoner Fußballclubs und Schulen, die sich am 26. Oktober 1863 trafen, um aus einer wilden, ungezügelten Rauferei um das, was als Ball galt, ein geordnetes Spiel mit verbindlichen Regeln zu machen. Sicherlich waren sie sich nicht bewusst, dass sie Englands größten Exportschlager kreierten, als sie im Dunst einer Londoner Kneipe beispielsweise festlegten, dass der Ball nicht mit der Hand ins Tor getragen werden durfte. Einige Delegierte waren damit nicht einverstanden und begründeten ihrerseits einen – zumindest auf der Insel – beliebten Mannschaftssport: Rugby.

Fußball ist heute aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken. Das Spiel ist nicht nur weit verbreitet und beliebt, sondern vor allem einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Gegenwartskultur. Es gibt schätzungsweise 300 Millionen Menschen, die regelmäßig mehr oder weniger gut Fußball spielen. Das Endspiel einer Fußball-Weltmeisterschaft wird von jedem fünften Menschen live verfolgt. Für Baumaßnahmen an und um die Stadien der WM 2006 in Deutschland wurden rund 1,4 Milliarden Euro ausgegeben (das entspricht 45 Limburger Diözesanzentren). In Katar werden in den nächsten Jahren etwa 50 Milliarden US-Dollar (36 Milliarden Euro) für die WM 2022 investiert – leider nicht in Trinkwasser und faire Löhne für die Arbeiter.

Es gibt nicht wenige Menschen, die sich wieder mehr Einfachheit wünschen. Klare Regeln – auf dem Platz und außerhalb. Die ins Stadion gehen wollen, um fairen Sport zusehen, nicht das Umlaufvermögen von Kapitalgesellschaften in der Hand russischer Oligarchen. Für die Tor Tor ist, und Hand Hand. Die aber auch Fehler zugestehen, den Spielern – und den Schiedsrichtern. Die sich wünschen, dass sich auch in Zukunft ein ganz klein wenig von dem Motto jener Londoner Väter der Fußballs erhalten lässt: „Erfolg für den Fußball, ungeachtet der Klasse und des Glaubens.“

(Josef Bordat)

Kommentare sind geschlossen.