Franziskus in Zeiten der Diktatur

15. März 2013


Nicht, dass es diejenigen, deren Hauptbeschäftigung es ist, die Suppe mit Haaren zu würzen, beeindrucken wird, doch die Sache mit der „angeblichen“ Nähe zur Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983), die „man“ dem Papst gerne unterstellt, weil oft genug „gesagt wird“, dass da „wohl was dran sei“, „irgendwie“ – diese Sache scheint sich in Wahrheit doch anders darzustellen, und zwar anders, als „man“ denkt, wie einigen Presseberichten (Kath.net, Tagesanzeiger) zu entnehmen ist.

Zunächst hat Bergoglio 2010 in einem Zeitungsinterview gesagt, er habe sich während der Diktatur für mehrere bedrohte Seminaristen und Priester eingesetzt. Dabei habe er auch mit den Generälen Jorge Videla und Emilio Massera gesprochen, um sich für die Betroffenen einzusetzen.

Der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel, selbst ein Opfer der Diktatur und gut mit Bergoglio bekannt, bestätigte nun dessen Aussage gegenüber der BBC. Nicht nur Bergoglio, auch andere Ordensobere und Bischöfe hätten versucht, bei den Generälen zugunsten von Verschleppten und Inhaftierten zu intervenieren.

Auch der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff sieht keine Grundlage für die unterstellte angebliche Nähe des Papstes zur Militär-Junta. Vielmehr habe Franziskus vielen geholfen: „Er hat viele gerettet und versteckt, die von der Militärdiktatur verfolgt wurden“, so Boff zur dpa.

Also: Keine Kollaboration mit den Tätern, wenn sie nicht der Rettung der Opfer dient, keine Kritik an den Machthabern, weil sie eben diese Rettung gefährdet. Klüger kann man sich in einer Diktatur als Kirchenmann kaum verhalten. Das soll jetzt aber nicht diejenigen, deren Hauptbeschäftigung es ist, die Suppe mit Haaren zu würzen, davon abhalten, so zu tun, als gäbe es Esquivel und Boff nicht. So als sei Bergoglio ein Freund der Diktatur. So als sei Franz ein böser Mensch. Schließlich gibt es Meinungsfreiheit.

(Josef Bordat)

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