Der Blick nach Nigeria

19. März 2014


Die Welt schaut derzeit gebannt auf Russland und die Ukraine. Doch auch abseits der Krim-Krise gibt es Konflikte. In Syrien, und immer wieder auch in Nigeria, wo neue Wellen der Verfolgung in den letzten Tagen etwa 200 Christen das Leben kosteten, weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien, die das ziemlich systematische Vorgehen der Islamisten gegen Christen regelmäßig zur „religiös motivierten Auseinandersetzung“ (Tagesschau) auf Augenhöhe umdichten, obgleich die Täter (fast) immer extremistische Muslime und die Opfer (fast) immer Christen sind. Am Ende des Jahres wird das ungläubige Staunen wieder groß sein, wenn Hilfswerke wie Open Doors oder die Hilfsaktion Märtyrerkirche Zehntausende Opfer der Christenverfolgung bilanzieren müssen. Merke: Etwas, das nicht in der Zeitung steht, kann trotzdem passieren. So wie die zunehmende Gewalt gegen Christen in Nigeria. Dem islamistischen Massaker vom 15. März, bei dem mindestens 150 Menschen starben, folgte am 16. März ein weiteres Blutbad. Etwa 35 Christen wurden bei Angriffen auf Gemeinden im Bundesstaat Taraba getötet. Islamisten überfielen zehn christliche Gemeinden, töteten die Bewohner und zündeten eine Kirche an. Das berichtet die Hilfsaktion Märtyrerkirche. Erst vor vier Wochen wurden hunderte Menschen in Nigeria Opfer der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram.

Christen, die Angriffe auf ihre Dörfer überlebt haben, können oft nur noch fliehen. Sie müssen ihr Haus oder ihre Wohnung, ihr Hab und Gut, ihren Arbeitsplatz und alle sozialen Bindung aufgeben und ihre Heimat verlassen. Mehr als 40.000 Menschen sind laut Angaben des UN-Flüchtlingswerkes (UNHCR) bereits in den Südosten des Niger geflohen, etwa 13.000 Menschen flohen nach Kamerun. Innerhalb Nigerias sind über 470.000 Menschen auf der Flucht. Das Problem ist die Versorgungslage. Die UN weigern sich, Flüchtlingslager zu errichten, in denen die Aufnahme der Binnenflüchtlinge und die Verteilung von Medikamenten, Trinkwasser und Lebensmitteln stattfinden könnte, aus Angst, die Lager könnten ihrerseits zu Angriffszielen für die Islamisten werden. So ist durch die Christenverfolgung in Nigeria eine halbe Million Menschen akut bedroht, an behandelbaren Krankheiten zu sterben, zu verdursten oder zu verhungern.

Weiterhin bleibt den verfolgten nigerianischen Christen nur, an die Behörden ihres Landes zu appellieren, ihre Lage ernst zu nehmen, ernster als ohnehin schon. Der ökumenische Verband „Christliche Vereinigung Nigerias“ forderte erneut einen besseren staatlichen Schutz vor Anschlägen. Der Präsident der Dachorganisation, Ayodele Oritsejafor, sagte, Christen könnten die anhaltende Verfolgung nicht länger schweigend hinnehmen. Statt dessen geht ein Klagegeschrei gen Himmel. Man bete zu Gott, so Oritsejafor, damit der unerträglichen Situation ein Ende bereitet werde. Staatspräsident Goodluck Jonathan – ein Christ – hat ebenfalls dazu aufgerufen, für ein Ende des Terrorismus zu beten. Er sprach anlässlich der jüngsten Anschläge in der Hauptstadt Abuja vor der Versammlung der katholischen Bischofskonferenz des Landes. Stimmen wir ein in das Gebet unserer Schwestern und Brüder! Beten wir für ein Ende der Gewalt und für die Kraft, Schritte zu tun, die ein friedliches Zusammenleben von Christen und Moslems in Nigeria ermöglichen.

(Josef Bordat)

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