Nach der Ernennung der Apostel und dem Aufruf zur Mission (Mt 10, 1-6) sowie dem Konkretisieren des Auftrags und dem Aufstellen von Verhaltensregeln (Mt 10, 7-15) erfolgt heute die Warnung vor den Gefahren der gestellten Aufgabe (Mt 10, 16-23).

Jesus weiß, dass Seine Botschaft nicht bei allen Menschen gut ankommen wird. Daher warnt Er Seine Apostel vor. Widerspruch und Widerstand werden sie zu erdulden haben, auch mit gewaltsamer Verfolgung durch die Herrschenden haben sie zu rechnen. Tatsächlich werden elf der zwölf Apostel den Missionsauftrag mit dem Leben bezahlen. Die kommenden zwei Jahrtausende sollten diese Prognose weiter bestätigen, die vergangenen 20 Jahre zeigen zudem, wie hochaktuell das heutige Evangelium ist.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben! Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen. Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt. Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden. Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Amen, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn kommt. (Mt 10, 16-23)

Klug und arglos – so soll sie gehen, die Mission. Auch heute, wenn wir von der Neuevangelisierung des ehemals christlichen Europa sprechen, stehen Klugheit und Arglosigkeit ganz oben auf der Liste missionarischer Tugenden. Klugheit könnte dabei bedeuten, dass man nicht nur gut informiert ist, auf der Höhe politischer, kultureller und wissenschaftlicher Debatten, sondern auch, dass man die richtigen Worte findet, um die Relevanz des Christentums darzulegen, für die Gesellschaft, vor allem aber für den Einzelnen. Arglosigkeit heißt nicht Naivität und bedeutet auch nicht, Trolle mit intellektuellen Gourmethäppchen zu füttern, wohl aber, sich von zu großem Misstrauen der Welt gegenüber zu befreien.

Dennoch gilt auch heute Jesu Wort: „Nehmt euch aber vor den Menschen in acht!“ (Mt 10, 17). Denn leider ist es wohl so, dass viele Menschen, gerade auch in den Sozialen Medien, gar keinen ernsthaften Austausch wollen, sondern einzig eine Plattform zum Ausleben ihrer inneren Unzufriedenheit. Achtsamkeit bedeutet, diesem Ansinnen keine Nahrung zu geben, wenn es sich in Hass und Bösartigkeit ausdrückt. Achtsamkeit bedeutet aber auch, zwischen den Zeilen die Nöte der Menschen wahrzunehmen. Im Einzelfall wird man über die virtuelle Kommunikation kaum helfen können. Doch oftmals wiederholen sich Muster, auf die man dann übergreifend eingehen könnte.

Es ist nur technisch leichter geworden, die Botschaft Jesu hinaus in die Welt zu tragen. Die Schwierigkeiten sind heute ähnlich wie damals. Die Prophezeiung, Christi Apostel würden „vor die Gerichte“ gebracht, „vor Statthalter und Könige geführt“, „ausgepeischt“ und die Verfolgung machte selbst innerhalb von Familien nicht Halt („Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken“, Mt 10, 21), bewahrheitet sich heutzutage in vielen Teilen der Welt auf das Grausamste. In Europa müssen wir eine solche Verfolgung beim Projekt „Neuevangelisierung“ nicht fürchten. Dennoch gilt es dafür auch und nicht zuletzt, Mut zu fassen. Klugheit und Arglosigkeit sollten dann noch hinzukommen.

(Josef Bordat)