Marianisch denken

8. März 2017


Auch ein Beitrag zum Weltfrauentag

Dem Theologen Hans Urs von Balthasar verdanken wir die Einsicht, Maria sei in gewisser Hinsicht wichtiger als die Apostel. In seinem Buch Neue Klarstellungen (1979) schrieb Balthasar: „Das Marienelement in der Kirche beansprucht nicht alles für sich. Maria ist die ‚Königin der Apostel‘, ohne apostolische Befugnisse zu beanspruchen. Sie hat anderes und mehr“.

Papst Johannes Paul II. hatte zum Verhältnis des marianischen zum petrinischen Profils der Kirche gesagt: „Die Kirche lebt von diesem authentischen marianischen Profil, von dieser marianischen Dimension. Dieses marianische Profil ist mindestens, wenn nicht noch mehr, ebenso fundamental und charakteristisch für die Kirche wie das petrinische Profil, dem jenes marianische Profil zutiefst verbunden ist. Die Verbindung zwischen diesen beiden Profilen der Kirche, jenem marianischen und jenem petrinischen ist ganz eng, tief und komplementär, wenn auch das erste, nämlich das marianische dem petrinischen vorangeht, sowohl im Heilsplan Gottes als in der Realität der Zeit. Das marianische Profil ist größer und herausragender, reicher an persönlichen und gemeinschaftlichen Implikationen. Im Lichte dieses marianischen Profils sollen wir alle leben“ (die Übersetzung aus dem Italienischen stammt von Wilfried Hagemann, der diese auf seiner website veröffentlicht hat).

Auch Papst Franziskus nimmt diesen Gedanken Balthasars gelegentlich auf, etwa 2013 auf der Rückreise vom 28.Weltjugendtag in Rio de Janeiro nach Rom, als der Heilige Vater gegenüber Journalisten meinte: „Eine Kirche ohne Frauen ist wie das apostolische Kolleg ohne Maria. Die Rolle der Frau ist die Ikone der Jungfrau, der Madonna. Und die Madonna ist wichtiger als die Apostel. Die Kirche ist weiblich, weil sie Braut und Mutter ist. Man muss noch weiter gehen, man kann eine Kirche nicht verstehen ohne aktive Frauen […] Erinnern wir uns immer daran, dass Maria wichtiger ist als die Apostel, und so ist die Frau in der Kirche wichtiger als die Bischöfe und die Priester“ (zit. nach zenit.org).

(Josef Bordat)

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