Der relative Reichtum der Kirche

19. Februar 2015


Ausgerechnet am Aschermittwoch legt das Erzbistum Köln erstmals detaillierte Zahlen zu den Finanzen der Diözese vor. Zum einen die Bilanz, die Auskunft gibt über das Vermögen und die Kapitalherkunft, zum anderen eine Ergebnisrechnung, die Einnahmen und Ausgaben verzeichnet. Die Zahlen beziehen sich jeweils auf den 31. Dezember 2013.

Die Bilanz des Erzbistum Köln weist ein Vermögen von 3,35 Milliarden Euro aus. Das hört sich viel an. Ist auch viel. Relativ viel. Kommt eben auf den Vergleich an. Bayer hat ein Vermögen von 51,3 Milliarden Euro (2013), die Lufthansa hat ein Vermögen von 28,4 Milliarden Euro (2012), Lidl-Inhaber Dieter Schwarz hat ein Vermögen von 14,5 Milliarden Euro (2014) und die Familie Oetker hat ein Vermögen von 7,7 Milliarden Euro (2014). Dagegen ist das Erzbistum Köln arm wie eine Kirchenmaus.

Doch wenn man die hohe Eigenkapitalquote von 74 Prozent berücksichtigt, kann man schon sagen: Das Erzbistum Köln ist reich. Das wusste man freilich vorher schon. Das Erzbistum Köln ist wohl das reichste der Welt und daher nicht repräsentativ für „Kirche“. Es ist zudem die größte Diözese Deutschlands – jeder zwölfte katholische Christ lebt im Erzbistum Köln. Bei über 2 Millionen Katholiken bedeutet der Bilanzausweis am Ende lediglich ein Vermögen von 1600 Euro pro Kirchenmitglied. Fußballclubs mit eigenem Vereinsheim stehen mitunter besser da.

Das Vermögen ist zweckgebunden und dient dem Erhalt der pastoralen, karitativen und sozialen Arbeit im Erzbistum Köln. Den Hauptanteil am Vermögen des Erzbistum Köln haben Wertpapiere (2,34 Milliarden Euro), die langfristige finanzielle Verpflichtungen der Diözese absichern. Einige der Fonds spiegeln die Beteiligung des Erzbistum Köln an karitativ tätigen Gesellschaften ohne Ertragsabsicht.

Weiterhin zählen zum Vermögen die Immobilien (also: Schulen, Kirchengebäude, Pfarrhäuser, Tagungsstätten), „Orte der Begegnung“ (Domradio), insbesondere für die Handwerker der Stadt, denn die Immobilien müssen ständig saniert werden. Jeder vierte Euro aus dem Eigenkaptital dient als Rücklage zur Erhaltung der Bausubstanz. Die Immobilien selbst werden mit 612 Millionen Euro veranschlagt, wobei der kunsthistorische Wert der 600 katholischen Kirchen im Erzbistum Köln nicht berücksichtigt wird; der Dom steht in der Bilanz mit einem symbolischen Euro.

Die zweite Säule des Finanzberichts ist die Darstellung der Einnahmen und der Ausgaben. Das Erzbistum Köln bekam von seinen Mitgliedern im Jahr 2013 rund 573 Millionen Euro Kirchensteuer. Hinzu kamen Erträge aus den Wertpapieren sowie aus Vermietung und Verpachtung (120 Millionen Euro), ferner staatliche Zuschüsse für den Schulbetrieb (118 Millionen Euro). Die Einnahmen von insgesamt 811 Millionen Euro wurden fast vollständig für die Arbeit der Gemeinden, der Schulen und der Caritas aufgewendet; ein Überschuss von 59 Millionen Euro floss in die Rücklagen.

Die Ergebnisrechnung entspricht vom Volumen her etwa der eines mittelständischen Unternehmens, wobei die Rentabilität (das Verhältnis von Überschuss zu Einnahmen) mit rund sieben Prozent gerade noch in Ordnung geht. Dabei entstand dieser Überschuss ungeplant durch eine günstige Wertentwicklung der Fonds – die Kirche ist schließlich kein gewinnorientiertes Wirtschaftsunternehmen, auch nicht im Erzbistum Köln.

Es ist gut, dass die Zahlen veröffentlicht wurden. Das sollte in allen Bistümern Deutschlands geschehen, um ein realistisches Bild vom relativen Reichtum der Katholischen Kirche in Deutschland zu bekommen.

(Josef Bordat)

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