Die sieben dümmsten Vorhaltungen gegen Flüchtlinge

24. April 2015


Menschen (einige von ihnen behaupten, katholische Christen zu sein) schrieben mir auf diesen Text hin, ich sei ein “Gutmensch” mit “falschem Mitleid”, “jedem [Flüchtling, J.B.] sein eigenes Schicksal” (also: Pech gehabt!), Flüchtlinge seien “Gesindel”, es sei doch gar nicht so schlecht, wenn Flüchtlingsboote untergehen, schließlich hätten “wir” bei “uns” keinen “Mangel an schwarzafrikanischen Nichtschwimmern” sowie: Man müsse etwas gegen die “Zuwanderung von barbarischen Völkern in den abendländisch-christlichen Raum” tun.

Im Facebook kann man diese Menschen sperren. Im echten Leben nicht. Da sitzen sie unter Umständen neben Dir. In der S-Bahn, im Bus, in der Kirche. Aus gegebenem Anlass meine ganz kurzen Antworten auf die sieben dümmsten Vorhaltungen, die Flüchtlingen gegenüber wegen des Umstands, dass sie Flüchtlinge sind und ausgerechnet nach Europa fliehen mussten (also zu „uns“), bisher – meiner Kenntnis nach – gemacht wurden. Da kann sich dann jeder, der sich angesprochen fühlt, heraussuchen, was für ihn am besten passt.

„Die überfremden unsere Kultur!“
Aus fremden Kulturen kommen Kaffee und Kartoffeln, Tomaten und Pfeffer, Buddha und Yoga, günstige Mittelklassewagen und rund die Hälfte der nennenswerten Bundesligafußballer. Wir haben es überlebt.

„Die bringen den Islam nach Deutschland!“
Der Islam ist längst da. Abgesehen davon sind die meisten der Flüchtlinge Christen.

„Das sind keine Flüchtlinge, das sind Armutsmigranten!“
Armut kann ein Grund für Flucht sein. Absolute Armut kann die Würde und das Leben des Menschen ebenso gefährden wie Krieg und Terror.

„So arm können die doch wohl nicht sein, wenn sie die Schleuser bezahlen können!“
Die meisten Flüchtlinge verkaufen alles, was die haben. Sie gehen, wenn der Erlös nicht reicht, oft Schuldverpflichtungen ein. Die Schulden müssen sie dann in Europa abarbeiten. So entstehen ganz nebenbei sklavereiähnliche Zustände.

„Dann zahl Du doch selber für deren Unterbringung und Verköstigung!“
Die meisten Dinge, die eine Volkswirtschaft leisten muss, können nicht von einzelnen Personen geleistet werden. Nur denjenigen ein Mitspracherecht einzuräumen, die im Zweifel für sämtliche Folgen ihrer Position aufkommen könnten, hieße, die Debatte zu den meisten Fragen unmöglich zu machen. Ein Atomkraftgegner kann auch nicht im Keller die Energie für 80 Millionen Menschen bereiten. Trotzdem darf er gegen die Nutzung der Atomkraft sein.

„Wir sind aber nicht das Sozialamt der Welt!“
Nein. Aber auch nicht das Asozialamt.

„Die sind viel zu dumm und zu faul für unser Deutschland!“
Die meisten Flüchtlinge, die ich kenne, sind hochgebildete, lernwillige Personen, die nicht arbeiten dürfen, obwohl sie wollen. Und obwohl wir ihre Arbeit gut gebrauchen könnten. In Deutschland.

(Josef Bordat)

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