Evolutio criminale
25. Juni 2015
Fernsehkrimis gehen mit der Zeit. Zehn Fakten zu Tatort und Co.
Was ist das Mordmotiv?
Vor 40 Jahren: Eifersucht.
Vor 20 Jahren: Vertuschung von Vereinigungskriminalität.
Heute: Eifersucht auf die Generation, in der es noch Vereinigungskriminalität gab.
Welche Tatwaffe kommt zum Einsatz?
Vor 40 Jahren: Gift.
Vor 20 Jahren: Drahtschlinge.
Heute: PK 17, Kaliber 7,5 („gibt’s an jeder Straßenecke“).
Wie wird der Täter überführt?
Vor 40 Jahren: Gar nicht. Im Gespräch mit Stephan Derrick legt die Ehefrau ein Geständnis ab.
Vor 20 Jahren: Fingerabdrücke.
Heute: DNA. Oder verräterische Foreneinträge.
Wie reagieren die Ermittler, wenn sie eine männliche Leiche finden, die offenbar nicht verheiratet ist?
Vor 40 Jahren: „Wahrscheinlich verwitwet.“ – „Oder Priester.“ – „Sieh mal im Schematismus nach, Harry!“
Vor 20 Jahren: „Versuch rauszubekommen, wo seine geschiedene Frau lebt!“
Heute: „Schwul?“ – „Wahrscheinlich.“
Welcher Freizeitbeschäftigung gehen die Ermittler nach?
Vor 40 Jahren: Keiner.
Vor 20 Jahren: Keiner.
Heute: Kochen.
Welche Rolle spielen religiöse Menschen?
Vor 40 Jahren: Opfer.
Vor 20 Jahren: Keine.
Heute: Täter.
Welche Rolle spielen katholische Priester?
Vor 40 Jahren: Es gibt keinen Grund, an ihrer Aussage zu zweifeln.
Vor 20 Jahren: Keine.
Heute: Es gibt keinen Grund, ihrer Aussage zu glauben.
Wer sind die Opfer?
Vor 40 Jahren: Untreue Ehemänner.
Vor 20 Jahren: Untreue ehemalige Stasioffiziere.
Heute: Journalistinnen.
Wird das Mordopfer in einer Blutlache gezeigt (Nahaufnahme)?
Vor 40 Jahren: Nein.
Vor 20 Jahren: Nein.
Heute: Ja.
Welche Rolle spielen Pathologen?
Vor 40 Jahren: Keine. Heißen außerdem nicht Pathologen, sondern „Danke, Doktor!“.
Vor 20 Jahren: Sagen „Genaueres nach der Obduktion!“. – Essen eine Klappstulle während der Obduktion.
Heute: Sind habilitiert, lösen jeden Fall, haben immer die Zeile mit der Pointe, sorgen für hohe Einschaltquoten.
(Josef Bordat)