Christen

19. April 2016


Es gibt einige Bibelstellen, die sorgen bei mir immer wieder für Gänsehaut, wenn ich sie höre. Diese aus der heutigen Tageslesung gehört dazu: „In Antiochia nannte man die Jünger zum erstenmal Christen“ (Apg 11, 26).

Weil er so nüchtern klingt, gerade so, wie es sich für eine Chronik der Ereignisse gehört, und damit in einem so eigenartigen Kontrast zur Bedeutung und Tragweite der Aussage steht, die er macht, sticht dieser Satz besonders hervor, nicht nur aus der Perikope, sondern aus der Apostelgeschichte insgesamt.

Zum ersten Mal: Christen. Zum ersten Mal wird allgemein anerkannt, dass mit Jesus Christus etwas ganz Neues in die Welt kam, etwas, das einen eigenen Namen verdient. Zum ersten Mal werden die Jünger als Nachfolger Christi wahrgenommen, nicht als abtrünnige Juden.

Wir, die wir uns heute Christen nennen, können mit Ehrfurcht den Blick zurück wagen, auf die Gemeinde in Antiochia. Zugleich können und müssen wir uns fragen, ob man uns heute – mal abgesehen von der Steuerkarte, dem Kreuzanhänger und der Bibel im Regal – auch als Nachfolger Christi identifizieren kann.

(Josef Bordat)

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