So erfreulich es ist, dass Du, liebe Tagesschau, zwischen Terroranschlag und Bundesliga netterweise auch noch 24 Sekunden für die Kirche erübrigen kannst, so unerfreulich ist es, wenn Du in einem Großteil dieser kostbaren Sendezeit auf Abwegen wandelst.

Es ist so: An Allerheiligen gehen zwar viele Katholiken ans Grab ihrer verstorbenen Angehörigen, um ihre Gräber zu pflegen und sicherlich auch, um ihrer in Stille zu gedenken, jedoch hat das eher einen pragmatischen als einen liturgischen Hintergrund: An Allerheiligen ist in vielen katholischen Stammlanden frei, heute sogar überall, so dass die ganze Familie gemeinsam dem guten Brauch nachgehen kann. Aber eigentlich wird in der Katholischen Kirche erst morgen aller verstorbenen Seelen gedacht, an Allerseelen – insbesondere auch derer, um deren Seelenheil wir uns sorgen. Heute, an Allerheiligen, geht es vor allem um alle Heiligen – und erst dann auch um all diejenigen Christen, deren Heiligkeit nicht in einer Heiligsprechung beglaubigt wurde. Aber eben zunächst um die Heiligen.

Daher ging sowohl die Einblendung in Deiner 20-Uhr-Hauptausgabe geringfügig fehl („Gedenken an Verstorbene. Katholiken begehen Allerheiligen“) als auch Dein Kommentar dazu etwas abwegige Schwerpunkte setzt: „Ursprünglich gedachte die Katholische Kirche nur ihrer Heiligen und Märtyrer. Inzwischen umfasst das Gedenken alle verstorbenen Gläubigen“. Richtig ist, liebe Tagesschau, ganz grundsätzlich erstmal folgendes: Die Kirche gedenkt ihrer Heiligen an Allerheiligen (1. November) und der Seelen aller verstorbenen Gläubigen an Allerseelen (2. November). Und das immer schon. Jedenfalls schon ziemlich lange.

(Josef Bordat)