Peñíscola – „Arche Noah der wahren Kirche“

31. Januar 2011


Der Papst hat seinen Sitz im Vatikan, der Vatikan liegt in Rom. Soviel Kirchenkenntnis hat wohl jeder. Kirchenhistorisch etwas besser informierte Menschen wissen meist noch, dass der Papst im 14. Jahrhundert im Exil lebte, in Avignon: Zwischen 1309 (Clemens V. verlegt seinen Dienstsitz in seine französische Heimat) und 1377 (Gregor XI. kehrt feierlich nach Rom zurück). Danach gab es noch bis zum Konzil von Konstanz (1414-18) so genannte „Gegenpäpste“ in Avignon. Die Zeit zwischen 1378 (Wahl des Gegenpapstes Clemens VII.) und 1417 (das Konzil von Konstanz wählt Martin V.) ist als „Abendländisches Schisma“ in die Kirchengeschichte eingegangen. Auch das ist interessierten Katholiken nicht unbekannt.

Was aber nur die wenigsten wissen: Auch nach 1417 gab es zwei Gegenpäpste: Benedikt XIII. und Clemens VIII. Der letzte Avignon-Gegenpapst Benedikt XIII., der sich geweigert hatte, am Konstanzer Konzil teilzunehmen und 1417 von diesem abgesetzt wurde, wähnte sich weiterhin als rechtmäßiger Nachfolger Petri. Benedikt (wegen seines bürgerlichen Namens Pedro de Luna auch „Papa Luna“ genannt) floh von Avignon auf eine Burgfestung bei Castillon (Valencia) namens Peñíscola, die Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts von den Tempelrittern erbaut worden war. Er nannte die Festung „Arche Noah der wahren Kirche“. Doch er wurde in dieser Haltung nur vom Königreich Aragonien unterstützt, während der Rest des orbis christianus Martin V. als Papst anerkannte. Bis zu seinem Tod (1423) lebte Benedikt in Peñíscola.

Bronzeskulptur Benedikt XIII. vor seiner „Arche“ (Foto: JoBo).

Ihm folgte Clemens VIII. Auch er residierte als Gegenpapst in Peñíscola (1423-29), das damit den Anspruch erheben darf, nach Rom und Avignon der dritte Papstsitz der Geschichte zu sein – mal abgesehen von Pisa, dem Sitz der Gegenpäpste Alexander V. (1409-10) und Johannes XXIII. (1410-15), einer dritten Obedienz neben Avignon und Rom im Zuge des Schismas, sowie von Genf, Lausanne und Basel, den Residenzstädten von Felix V., dem (vorerst) letzten Gegenpapst der Geschichte (1439-49). Ab 1425 hatte Clemens in Benedikt XIV. sogar einen „Gegen-Gegenpapst“ (bis 1430 im „Amt“).

Die eindrucksvolle Burgfestung von Peñíscola (Foto: JoBo).

Warum erzähle ich das alles? Nun, ich war im Rahmen einer Wochenendkurzreise in die Gegend um Castellon am Samstag auf Benedikts Burg bzw. „Arche“ in Peñíscola. Heute, rund sechs Jahrhunderte nach Papa Lunas Egotrip, ist das 8000-Einwohner-Städtchen ein typischer Badeort an der sonnenverwöhnten spanischen Mittelmeerküste zwischen Valencia und Barcelona. Die meisten der jährlich mehr als hunderttausend Touristen kommen weniger wegen der Kirchengeschichte, sondern vielmehr wegen der 300 Sonnentage nach Peñíscola. Doch für sie ist der Besuch der Burg an einem „strandfreien“ Tag allemal lohnenswert – schon wegen der herrlichen Aussicht über die gesamte Bucht.

Peñíscola bei Nacht (Foto: JoBo).

(Josef Bordat)

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