Karl Lwanga und das Wesen des christlichen Martyriums

3. Juni 2015


Wer sich die Geschichte christlicher Märtyrer anschaut, etwa die von Karl Lwanga und seiner Gefährten, an welche die Katholische Kirche heute erinnert, stellt fest, dass es wohl kaum einen größeren Unterschied geben kann als den zwischen einem christlichen Märtyrer und einem islamistischen Terroristen, der sich als Märtyrer wähnt. Denn achtet jener das eigene Leben gering, ist es bei diesem in erster Linie das Leben anderer, das gering geachtet wird.

Doch auch das eigene Leben gering zu achten, ist für die Kirche ein moralisches Problem. In Gaudium et Spes wird der Selbstmord ausdrücklich erwähnt, als es aufzulisten gilt, was „zum Leben selbst in Gegensatz steht“, was „die Unantastbarkeit der menschlichen Person verletzt“, was „die menschliche Würde angreift“ (vgl. Nr. 27). Der Leib des Menschen ist der Tempel des Heiligen Geistes, schreibt Paulus den Korinthern (vgl. 1 Kor 6, 19). Damit ist für Christen ein leichtfertiger Umgang mit der Unversehrtheit des eigenen Körpers ausgeschlossen.

Daher ist ein Aspekt zu beachten: Das Martyrium ist kein Akt, der bewusst gesucht wird, wie etwa der Selbstmord. Dass auch dieser nicht als „freiwillig“ angesehen werden kann, lassen wir hier mal außen vor. Dennoch ist der Selbstmord geplant, vorbereitet, projektiert. Das Martyrium hingegen nicht. Doch auch beim Martyrium kommt etwas zum Tragen, das de facto „zum Leben selbst in Gegensatz steht“, das „die Unantastbarkeit der menschlichen Person verletzt“, das „die menschliche Würde angreift“. Dafür kann der Märtyrer aber nichts, wenn er sich nicht bewusst in die Gefahr eines Martyriums begibt. Er tötet nicht, er stirbt. Er ist Opfer, nicht Täter.

Aber auch das Opfer braucht gute Gründe. Aus christlicher Sicht gibt es nur einen Grund, sich zu opfern: Gott. Gewaltsam zu sterben – so könnte man sagen – ist nur dann ein moralisch verträglicher Akt, wenn der Tod für den Urheber des Lebens erlitten – und nicht gesucht – wird. Karl Lwanga und seine Gefährten geben dafür ein Paradebeispiel. Sie wollten den Gottesdienst und das Gebet nicht aufgeben, jedenfalls nicht eher als ihr Leben. Sie wollten den Geboten Gottes gehorchen und eher sterben als sündigen. Sie gingen in den Tod, um das Leben zu bezeugen.

(Josef Bordat)

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