Wem gehört Jesus?

25. Mai 2017


Dialogorientierung. Das ist vielleicht das auffälligste Moment dieses Kirchentags. Gut so. Gerade heute.

Denn es ist wichtig, im Gespräch zu bleiben mit den Juden, wegen allem, was war, ins Gespräch zu kommen mit Muslimen, trotz allem, was ist. Das schließt die Selbstkritik im Blick auf Luthers Antijudaismus ebenso ein wie kritische Fragen an den Islam. Beides gab es bereits am ersten „Arbeitstag“.

Im „Zentrum Christen und Juden“ sprach heute der Schriftsteller Amos Oz. Es ging auch darum, wer eigentlich Jesus für sich beanspruchen darf – Judentum (Jesus ist Jude) oder Christentum (Jesus ist Christus). Ein gut aufgelegter Amos Oz löst den Konflikt – zugunsten des Judentums: Jesus kann kein Christ gewesen sein – er feierte nie Weihnachten. Die Lacher sind ihm sicher.

Siehst Du ihn? – Amos Oz ganz rechts am Rednerpult. Foto: JoBo, 5-2017.

Doch die Frage, die dahinter steht, ist ernst: Was macht das Christentum aus? Wann ist man Christ? Wenn man die christlich-abendländische Kultur (oder: was man dafür hält) betont – zu Weihnachten? Oder doch eher, wenn aus dem Attribut eine Grundhaltung wird?

Zeit zum Nachdenken bleibt nicht viel, denn eine Veranstaltung zur Christenverfolgung steht an. Gut versteckt auf einer Kleinstbühne in Messehalle 1.2 b darf ein hochkarätiges Podium auf Einladung der Hanns Seidel Stiftung über das brisante Thema „Christliche Minderheiten in islamisch geprägten Ländern“ sprechen: Heiner Bielefeldt, Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, Hans-Martin Gloel (Referent für Ökumene und Weltverantwortung in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern) sowie der Leiter der CSU-Grundsatzkommission Markus Blume.

Das Podium mt Moderator Philipp W. Hildmann. Foto: JoBo, 5-2017.

Eine interessante Veranstaltung, der man mehr als die zwanzig, dreißig Zuhörer gewünscht hätte.

Dennoch: So geht Dialog – das Verbindene feiern und das Trennende nicht verschweigen.

(Josef Bordat)