Danke, Schweinebacke007!

14. März 2013


Von Menschen, die zu Tausenden pausenlos ihr völliges Desinteresse an Glaube und Kirche und Papst und so bekunden, so sehr, dass die dafür eigens – so scheint’s – hergerichtete Plattform Tagesschau.de partiell kapituliert („Sehr geehrte User, um die Vielzahl Ihrer Kommentare zu THEMA Papstwahl zu bündeln, haben wir uns entschlossen, die Kommentarfunktion in diesem Artikel zu schließen.“), kann man allerhand lernen.

Zum Beispiel, dass Ignatius von Loyola „die Aufklärung (Kant)“ bekämpfte (und zwar dann ja wohl schon im frühen 16. Jahrhundert, was selbst ich dem Gründer der Gesellschaft Jesu nicht zugetraut hätte), dass „Glauben und Kirche seit Tagen in ein viel zu positives Licht gestellt [wird]“ (nachdem „Glauben und Kirche“ seit Jahren in ein viel zu negatives Licht gestellt wird, ist das ja auch mal an der Zeit, könnte man meinen) und selbstverständlich auch, wie „menschenfreundlich“ Abtreibungen sind (als bereits geborener Mensch sagt sich das leicht).

Die Einschätzungen zum neuen Papst sind präzise und kenntnisreich: „Der neue Papst wird das gleiche erzählen wie der alte Papst. Daß Frauen nicht gleichberechtigt sind, daß Homosexuelle Kranke sind, daß Atheisten keine Menschen sind und daß alle Nicht-Christen nicht in den Himmel kommen. Das ist auch nicht anders zu erwarten, denn so steht es in der Bibel und so will es Gott.“ Schon sein erstes Auftreten hat die Massen der desinteressierten Nichtkatholiken schockiert: „Seine Worte kommen eher sehr erzkonservativ rüber“ („Guten Abend!“ – schlimm, schlimm!).

Ein Kollege, der „als Atheist und kritischer Rationalist“ bekundet, „gegenüber allen Spielarten religiösen Glaubens (mitsamt Machtapparat) und auch bezüglich aller sonstigen Formen nicht-überprüfbarer Zaubergeschichten äußerst kritisch eingestellt“ zu sein, beschwert sich darüber, dass „der mediale Druck ,es irgendwie wichtig, gut und bedeutsam zu finden‘ [also die Sache mit einer der Spielarten religiösen Glaubens usw., J. B.] derart massiv wird, dass es gewissermaßen verpönt ist die gesamtpolitische Bedeutung infrage zu stellen“. Hm. Da ist man schon mutig genug, in aller Öffentlichkeit zuzugeben, „Atheist und kritischer Rationalist“ zu sein, aber irgendwie fehlt dann doch der Mumm, damit auch mal ernst zu machen und Glaube und Kirche und Papst und so ausnahmsweise mal nicht „irgendwie wichtig, gut und bedeutsam zu finden“, sondern „die gesamtpolitische Bedeutung“ (was immer das sei) „infrage zu stellen“, angesichts der äußerst bedrohlichen Situation, in der man feststeckt und in der jedes Infragestellen seit gestern, 19:05 Uhr „gewissermaßen verpönt“ ist. Manchmal tauschte ich gerne meine Zahnschmerzen gegen die Zwangslage, in der man sich „als Atheist und kritischer Rationalist“ befindet.

Überhaupt: Die Welt hat einen neuen Papst. So eine Schlagzeile kann einen schon auf die Palme bringen – Desinteresse hin oder her: „Nein, hat sie nicht. Die Katholiken haben einen. Ich habe keinen und ich brauche auch keinen und ich sehe nicht ein, mit welchem Recht wir ,anderen‘ aus der Welt ausgeschlossen oder, was ich noch unangenehmer fände, in eine ,katholische‘ Welt eingeschlossen werden.“ Vor diesem Hintergrund eines schier gnadenlosen Kulturimperialismus wird Widerstand zur Pflicht: „Einer intoleranten Organisation und deren Anhängern kann man schlecht mit Toleranz begegnen“. Andere beruhigen: „Die Kirche schafft sich selbst ab, zumindest überall dort wo ein gewisses Bildungsniveau erreicht wird.“ Zum Beispiel in Südkorea.

Wir lesen uns nur noch ein wenig durch die Kreuzzüge und die Hexenverfolgung und den Missbrauch – Dinge, an die zu „erinnern“ unerlässlich ist – ehe wir endlich zum alles entscheidenden Thema Homo-Ehe vordringen, an dem sich die Zukunft der Christenheit entscheiden wird. Das Geld der Kirche, also die Trilliarde Euro (1,3 Trilliarde US-Dollar) sind, so werden wir unterrichtet „nicht für die Armen“, nein: „es fließt in den ,Krieg‘ gegen die Homo-Ehe“. Fazit: „Nix Neues bei den Katholen. Der Hass geht weiter.“ Dazu passt dann auch, „dass die Kardinäle […] beim Thema Homo-Ehe sperren […]. Die wollen lieber jemanden, der die Kardinäle hätschelt und solche Missetäter immer noch deckt“. Offenbar sollen wir entweder schon so konditioniert sein, dass wir uns irgendwo zwischendrin den Missbrauch dazu denken, damit die Sache mit „solchen Missetätern“ Sinn ergibt, oder wir sollen schon so konditioniert sein, dass wir uns Kardinäle im allgemeinen nicht anders denn als „solche Missetäter“ vorstellen können.

Wie auch immer: Habemus Schwachsinn! Oder, wie es ein Kommentator ausdrückt: „Manche werden wohl erst dann mit der katholischen Kirche zufrieden sein, wenn ein iPod als Papst gewählt wird.“

(Josef Bordat)

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