Ostern. Fest der Auferstehung

31. März 2013


Ohne Auferstehung ist der christliche Glaube sinnlos, ja, ohne Auferstehung (oder: ohne die Nachricht davon), gäbe es heute gar kein Christentum. Dieses hat sich nämlich durch die Nachricht von der Auferstehung entwickelt und verbreitet, gegen heftigen Widerstand über Jahrhunderte voller Gewalt, die diese Nachricht zum Verstummen bringen wollte. Die Nachricht lautet: „Jesus ist auferstanden und mit seinem verklärten Leib in die Herrlichkeit Gottes eingegangen.“ So hat es der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, kürzlich formuliert. Damit verbinde der Christ, so Erzbischof Müller, die Hoffnung, dass der Herr „in sichtbarer Leiblichkeit“ wieder kommen wird, um zu vollenden, was damals begann, denn: „Mit der Auferstehung Christi vollzog sich eine echte Neuschöpfung. Sie ist der Anfang der neuen Welt, des neuen Himmels und der neuen Erde.“

Drei typische Einwände

Dieses Neue irritiert die Menschen. Damals wie heute wird über den Wahrheitsgehalt der Auferstehungsnachricht vehement gestritten. Die Reaktionen sind ähnlich. Als Paulus im aufgeklärten Athen von der Auferstehung erzählt, bilden sich drei Gruppen: die Spötter, die Indifferenten, die Gläubigen (Apg 17, 32-34). Das kommt einem sehr bekannt vor. Nicht von der Predigt auf der Agora, sondern von Diskussionen im Forum. Sicher: Auferstehung ist eine Frage des Glaubens. Dennoch kann man sich ihr auch als historisches Ereignis nähern und die Plausibilität der Nachricht prüfen. Drei Gedanken kommen mir dabei in den Sinn.

1. Es könnte sich bei der Nachricht von der Auferstehung um eine Lüge handeln, um einen kleinen Betrug, der gigantische Ausmaße annahm. Über solcherlei Betrugsabsichten wurde damals schon spekuliert – unter der jüdischen Obrigkeit (Mt 27, 62-66). Deswegen der Stein, deswegen die Wachen. Warum aber erwähnt der Evangelist Matthäus dies? Wenn es den Betrug gab, könnten diese Worte dazu dienen, ein erklärendes Argument für die Skepsis nachzuschieben, die eine Generation nach Christus auftrat. Was jedoch eindeutig gegen die Betrugsthese spricht, das ist die Geschichte der Urgemeinde, der jungen Kirche. Eine Lüge gibt man irgendwann auf, wenn der Preis zu hoch wird, einen Betrug gesteht man ein, wenn der Widerstand zu groß wird. Zumindest zieht man sich schweigend zurück. Das Gegenteil ist aber der Fall: Gegen alle Widerstände wird die Nachricht verbreitet. Warum hielten sie daran fest, obwohl es sie sehr oft das Leben kostete? Warum haben sie die Lüge, wenn es denn eine war, so gut durchgehalten? Welches Gut ist mehr wert als das eigene Leben? Doch nur eine Wahrheit, für die es sich zu sterben lohnt. Und keine Lüge! Paulus selbst meinte, dass es sich nicht lohnte, für den Glauben zu sterben, wenn es nicht um die Auferstehung als wahren Kern dieses Glaubens ginge (1 Kor 15, 17-19).

2. Wenn Fremdtäuschung ausscheidet, könnte es sich aber immer noch um Selbsttäuschung handeln. Dann hätten sie sich die Auferstehung womöglich nur eingebildet und eingeredet. So etwas ist durchaus denkbar. Halluzinationen kommen – zumal in Stresssituationen – nicht gerade selten vor. Nur ist es schwer vorstellbar, dass verschiedene Menschen an verschiedenen Orten urplötzlich unter der gleichen Psychose leiden, die dann Jahrzehnte lang andauert und offenbar hoch ansteckend ist. Nicht nur die Jünger hatten das überwältigende Gefühl der spürbaren Anwesenheit ihres Herrn, sondern auch eine ganze Menge anderer Menschen, darunter solche, die Jesus nie gefolgt waren oder ihn und seine Anhänger sogar verfolgt hatten, darunter Paulus (1 Kor 15, 3-8). Und mit dessen Berufung endet die Massenpsychose (also die Erscheinungen des auferstandenen Jesus) wieder – so urplötzlich, wie sie begann? Möglich, aber nicht überzeugend.

3. Wir haben nur das biblische Zeugnis der Auferstehung. Das ist sehr wenig. Das war auch den ersten Christen sicherlich klar. Nun ist es ja so, dass man, wenn einem schon bewusst ist, auf welch dünnem Eis man sich bewegt, nicht unbedingt auch noch darauf herumspringt. Genau das tun aber die Evangelisten. In geradezu fahrlässig naiver Weise werden Menschen als Hauptzeugen der Auferstehung eingeführt, die in der antiken Gesellschaft nichts gelten: Frauen – mal zwei (Mt 28, 1), mal drei (Mk 16, 1), mal eine ganze Gruppe (Lk 24, 10). Dieses Detail ist deswegen besonders pikant, da es nach der antiken Rechtsauffassung ausschließlich auf das Zeugnis ankam, um die Wahrheit eines Sachverhalts nachzuweisen; eine unabhängige Untersuchung der Indizien, wie wir sie heute kennen, fand nicht statt – zum Urteil führte entweder das Geständnis oder ein glaubwürdiges Zeugnis. Nun werden ausgerechnet Frauen genannt! Und ein Mann, der drei Tage zuvor dreimal gelogen hatte: Petrus (Lk 24, 12). Auch darüber berichten die Evangelisten schamlos. Warum aber erzählen sie die Geschichte so unglaubwürdig? Die einzig plausible Antwortet lautet: Weil sie genau so geschehen ist. Das heißt: Sie ist wahr.

Unglaublich, aber wahr

Wer die Auferstehung bloß als historisches Faktum begreift und als solches zu rekonstruieren versucht, verfehlt die Dimension des unendlichen Heils im Ewigen Leben, die Christi Auferstehung unserer Existenz verleiht und nimmt dem Glauben zudem sein tiefstes Geheimnis. Denn der christliche Glaube erschöpft sich nicht im reinen Nachvollzug von Fakten, sondern besteht gerade auch in der Einlassung auf das, was sich unserer unmittelbaren Anschauung entzieht.

Die Nachricht von der Auferstehung Jesu Christi ist unglaublich. Aber wahr. Wir dürfen sie feiern und wir sollen sie bezeugen, damit sie weiter die Runde macht und alle Menschen erfahren, was es mit Ostern auf sich hat.

(Josef Bordat)

Kommentare sind geschlossen.