Was mich wundert

20. Dezember 2013


Es ist ja viel von Reform, Aufbruch, kurz: „Veränderung“ zu hören, wenn von der Katholischen Kirche im Jahr Eins des Pontifikats Papst Franziskus‘ die Rede ist. Eine Allensbach-Studie belegt dies, obgleich bei einigen Fragen sicher auch die „Schweigespirale“ die Zustimmungswerte beeinflusst haben dürfte, denn der öffentliche Diskurs bestimmt in einigen Fragen ganz massiv die Sagbarkeitskriterien. Das alles wundert mich nicht.

Was mich wundert, ist, dass „Veränderung“ an sich bereits als etwas grundsätzlich Positives anzusehen wird, auf das man „hofft“. Zumindest, wenn es um die Kirche geht. Und das, obgleich ja gar nicht klar ist, wie die Veränderung inhaltlich konkret aussehen wird. Offenbar scheint bereits die Erwartung, die Kirche mache in Zukunft etwas „anders“ als bisher, positiv konnotiert, obgleich gar nicht klar ist, ob die Kirche es damit „besser“ macht. Die Begriffe „anders“ und „besser“ werden im Hinblick auf die Kirche synonym verwendet.

Der Verweis auf das, was da ist, wird süffisant als „Beharrungsvermögen“ diskreditiert, so dass auch einem oberflächlichen Betrachter auffällt, dass Tradition im Grunde Trotz bedeutet. Das Neue ist in jedem Fall, so scheint es, ein „Fortschritt“. Dabei ist Neuheit (wenn man länger darüber nachdenkt, auch: Fortschritt) keine axiologische Kategorie: der Wert des Neuen erklärt sich nicht von selbst. Penicillin war mal neu, neu war aber auch mal die Atombombe.

Dass gar nicht mehr aufzufallen scheint, dass und wie leicht die Logik der Werbung, bei der „neu“ schlicht „besser“ bedeutet, im moraltheologischen Diskurs richtungsweisend wird, wundert mich.

(Josef Bordat)

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