Kirchenkritik wird immer komplizierter

3. Januar 2015


Geht aber nach wie vor.

Es ist interessant zu sehen, was passiert, wenn die Kirchen die C-Parteien kritisieren. So geschieht es derzeit im Zusammenhang mit einem Vorschlag der CSU zur Asylpolitik. Die Kritik daran – prominent formuliert von den EKD- und DBK-Vorsitzenden Bedford-Strohm und Marx – ist meiner Ansicht nach berechtigt, aber das ist nicht das eigentlich Interessante.

Das ist dann schon eher die Reaktion der traditionell sehr kirchenkritischen Tagesschau-Kommentatoren auf die Kritik, denn sie laufen nun Gefahr, mit den üblichen antiklerikalen Reflexen als CSU-Anhänger missverstanden zu werden. Man findet durch drei Argumentationsfiguren einen eleganten Ausweg:

1. Die Kirchen haben zwar Recht, müssen dann aber auch alle Konsequenzen ihrer Kritik selber tragen, also ihre Billiarden für neue Notunterkünfte locker machen.

2. Die Kirchen haben zwar Recht, sollen sich aber zuerst einmal um ihre hauseigenen Probleme kümmern, also um die Verhinderung von Kindesmissbrauch.

3. Die Kirchen haben zwar Recht, es geht ihnen jedoch eigentlich gar nicht um die Flüchtlinge, sondern um neue Aufträge für ihre „Sozialunternehmen“ Caritas und Diakonie, also – wie immer – um noch mehr Geld (s. Punkt 1).

Nur einige ganz Verwegene verweisen ungebrochen stereotyp auf die Trennung von Kirche und Staat, die ihrer Ansicht nach offenbar dazu führt, dass die Kirchen keine politische Meinung entwickeln dürfen, zumal jene Jahr für Jahr Mitglieder verlieren und diese daher völlig irrelevant für die deutsche Gesellschaft ist: „Ich glaube nicht, dass jemand nach diesen Meinungen gefragt hat? Warum meinen diese also, es würde irgendwen interessieren?“

Man könnte natürlich den Spieß umdrehen und diese Fragen als Überschrift für die Tagesschau-Kommentare nutzen, aber damit hätte ich mich – zumindest rhetorisch – selbst widerlegt. Denn mich interessiert das wirklich brennend, wie es auch bei einer so verzwackten Diskurslage immer noch gelingt, an CSU, Asylrecht und Flüchtlingen vorbei zuerst und vor allem die Kirchen zu treffen.

(Josef Bordat)

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