Die Katholische Kirche in Spanien

13. Oktober 2015


„Heute hat Spanien aufgehört, katholisch zu sein.“ – Das sagte am 13. Oktober 1931 der damalige spanische Premierminister und spätere Präsident Manuel Azaña y Díaz. Damit meinte er, dass in einer Spanischen Republik laizistische Prinzipien das Wesen von Politik, Recht und Zivilgesellschaft bestimmen sollten. Und nicht der Kulturkatholizismus. Trennung von Kirche und Staat. Spanien war in der säkularistischen Moderne angekommen. So sah man es.

Oft wird gesagt, die Katholische Kirche in Spanien habe Franco unterstützt. Das stimmt grundsätzlich auch, weil es umgekehrt noch viel mehr stimmt: Franco hat die Katholische Kirche in Spanien unterstützt. Denn was dabei genauso oft zu erwähnen vergessen wird, ist die Tatsache, dass die Katholische Kirche im Bündnis mit Franco zunächst einmal Schutz suchte, um zu überleben. Denn es ging für die Kirche nach 1931 tatsächlich ums nackte Überleben – nicht nur im Hinblick auf die Institution, sondern auch im Hinblick auf Bischöfe, Priester, Ordensfrauen und Seminaristen.

Der 13. Oktober 1931 war nämlich nicht nur der Startschuss zu einer laizistischen Republik, sondern auch der Auftakt einer acht Jahre währenden Verfolgung der Katholischen Kirche in Spanien, in deren Verlauf 7000 Geistliche ermordet und 20.000 Kirchen zerstört wurden. Sie knüpfte an den spanischen Antiklerikalismus des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts an, wird rasch unfassbar grausam und zwingt die Kirche schließlich, sich an die Seite des Feindes ihrer Feinde zu stellen. Und das war nun mal Franco. Ein Freund muss er deswegen noch lange nicht gewesen sein.

Verstörend ist der Umgang mit dieser Seite des Bürgerkriegs, gerade auch in Katalonien. Von neuem Antiklerikalismus verblendet, schweigt die Erinnerungskultur die katholischen Opfer tot. Die Kirche hingegen ehrt sie als Märtyrer. Etwa Josep Samsó i Elías, der am 17. Januar 1887 im katalanischen Castellbisbal geboren wurde. Seine Kindheit verbrachte er in Rubí, wo er bei den Maristenbrüdern zur Schule ging. Samsós Familie zog später nach Sarrià (Barcelona). Im Jahr 1900 trat Samsó ins Priesterseminar von Barcelona ein. Nach dem Studium wurde er an der „Pontificia Universidad de Tarragona“ zum Doktor der Theologie promoviert.

Während seiner Arbeit als Gemeindepfarrer wurde Samsó für seine Katechese berühmt. Er wirkte in Argentona und Mediona, ehe er im Jahr 1923 nach Mataró in die Pfarrgemeinde „Santa María“ versetzt wurde. Dort ergriff man Samsó im Sommer 1936 und sperrte ihn für einen Monat ins Gefängnis. Er wurde am 1. September 1936 zum Friedhof der Stadt getrieben und dort hingerichtet. Josep Samsó i Elias war ein unschuldiges Opfer des Spanischen Bürgerkrieges, der gerade begonnen hatte. Als Zeuge Christi hat er sterbend seinen Verfolgern vergeben.

Wer heute die letzte Wirkungsstätte des 2010 selig gesprochenen katalanischen Priesters und Märtyrers Josep Samsó i Elías besucht, die Basilika Santa Maria de Mataró, dem fällt zunächst auf, dass die Fassade mit Farbflecken übersät ist – Spuren gezielter Sachbeschädigung mit antiklerikalem Hintergrund. Beim Erzbistum Barcelona ist das Geld für Sanierungsarbeiten, mit denen die Farbschmierereien beseitigt werden könnten, knapp bemessen. Also bleiben die Spuren sichtbar.

Farbschmierereien an der Fassade der Basilika Santa Maria de Mataró. Foto: JoBo, 01-2011.

Farbschmierereien an der Fassade der Basilika Santa Maria de Mataró. Foto: JoBo, 01-2011.

Das ist aber vielleicht auch gar nicht so schlecht. Auf diese Weise sieht jeder, der die Kirche besucht, schon von außen: Der Geist der Verfolger Josep Samsós lebt. Und innen kann man dann erfahren: Seiner auch.

(Josef Bordat)

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