Situationsanalyse

11. Mai 2015


Es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten. Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine Worte erinnert. (Johannes 16, 2-4a)

Selten findet man im Tagesevangelium eine so treffende Situationsanalyse zur Aktualität der Christenheit. Ob Mossul oder Chibok, ob Syrien oder Sudan, ob IS oder Boko Haram: Jesus trifft den Punkt, wenn Er daran erinnert, dass die Christen leiden werden und dass ihre Peiniger meinen, „Gott einen heiligen Dienst zu leisten“.

Frustrierender kann eine Prophezeiung eigentlich nicht sein, für einen Menschen, der an Gott glaubt: Du wirst verfolgt werden, Du wirst leiden und derjenige, der Dir das antut, meint, gottgefällig zu handeln. Jesus liefert den Grund: „weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben“. So ist das. Wirklich beruhigen kann es nicht.

Doch Jesus sagt dies ja nicht, um zu frustrieren, sondern um Mut zu machen – Seinen Jüngern und auch uns, besonders unseren Schwestern und Brüdern, die unter Verfolgung leiden. So fügt er an: „Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine Worte erinnert.“ Und in dieser Erinnerung lässt sich Trost finden.

Weiterhin ist im 16. Kapitel des Johannesevangeliums vom „Beistand“ die Rede (Joh 16, 7), davon, dass uns gegeben wird, um was wir bitten (Joh 16, 23) und von „vollkommener Freude“ (Joh 16, 24). Das Kapitel schließt mit den Worten Jesu, die diese Freude auch angesichts von Verfolgung und Leid rechtfertigen: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“

(Josef Bordat)

Kommentare sind geschlossen.