David Berger

21. Juli 2017


Dass die Diskurse um Reizthemen wie die „Ehe für alle“ ruppiger werden, ist mir nicht entgangen. Auch nicht, dass dabei immer wieder einzelne Personen in den Mittelpunkt rücken und dann systematisch angegangen werden. Shitstorm nennt man das.

Jemand, der das besonders zu spüren bekommt ist David Berger. Er ist queer, queerer geht es nicht: Schwul, aber Kritiker der „Ehe für alle“, konservativ-katholisch, zugleich jedoch kirchenkritisch („Der heilige Schein“), ein ausgewiesener Theologe mit akademischen Meriten, gleichzeitig ein streitbarer Geist mit dem Hang zur Polemik.

Bis auf die Tatsache, dass wir beide katholisch sind und Thomas von Aquin schätzen, verbindet uns nicht viel. Dennoch war er einer der ersten, die sich bei mir gemeldet haben, als ich mich vor nicht ganz zwei Jahren mir Morddrohungen konfrontiert sah.

Insoweit versteht es sich von selbst, dass ich ihm mit diesem Beitrag öffentlich meine Solidarität ausspreche. Es kann nicht sein, dass Kritik an der „Ehe für alle“ dazu führt, einem Menschen zu drohen. Das hat mit freiheitlicher Diskurskultur nichts zu tun.

Dabei ist die Sprache schon verräterisch. So wird Berger – Zitat aus einem Kommentar in der Welt – „beschuldigt, sich unter dem Pseudonym Johannes Gabriel in der ‚Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ gegen das Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare ausgesprochen zu haben“. Beschuldigt.

Beschuldigt wird man normalerweise eines Doppelmords oder der Steuerhinterziehung. Seit wann ist es eine Straftat, „sich unter dem Pseudonym Johannes Gabriel in der ‚Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ gegen das Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare“ auszusprechen?

Lieber David Berger – mit dem, was Sie schreiben und wie Sie es schreiben, bin ich sicher nicht immer gänzlich einverstanden, aber, dass Sie es schreiben, ist Ihr gutes Recht. Ihre Meinung gehört in den Diskurs, so dieser noch ein freiheitlicher sein will.

(Josef Bordat)