Ehrlich und tief

24. Juli 2013


Im „Film der Antworten“ nehmen zwölf Benediktinerinnen zu Lebens- und Glaubensfragen Stellung. Höchstpersönlich.

Film der Antworten“ – so nennen Peggy und Thomas Henke ihre Bildstudien und Interviews mit zwölf Benediktinerinnen der Abtei Mariendonk am Niederrhein. In der Tat gibt die filmische Installation, die in den Jahren 2004 bis 2011 entstand, Antworten auf Lebens- und Glaubensfragen, aus dem reichen Erfahrungsschatz der befragten Frauen. Man blickt in wache Augen voller Glaube, Hoffnung, Liebe, man hört gebannt den Ausführungen zu. Es sind abwägende, kluge, glaubwürdige, in ihrer Subjektivität höchst authentische und im besten Sinne radikale Antworten auf die Gretchenfrage.

Der „Film der Antworten“ ist damit ein ausgezeichneter Beitrag zum Jahr des Glaubens, auch wenn er dafür nicht gemacht wurde. Die Idee zum Film kam Thomas Henke aufgrund der eigenen Suche „nach Antworten auf existentiellste Fragen“. Drei Jahre lang besuchte er immer wieder die Abtei, zeichnete insgesamt 80 Stunden auf und führte dann gemeinsam mit seiner Frau Peggy die Edition des Materials durch. Heraus kam ein Film von über vier Stunden Dauer, der in Ausstellungen als Endlosschleife gezeigt wird – eine Installation, in die man jederzeit eintauchen kann. Etwas schwieriger ist es da schon, die faszinierenden Bilder und die tiefen Gedanken der Ordensschwestern zurückzulassen. Doch keine Sorge: Sie gehen einem noch eine ganze Weile nach.

Die ansprechende Dokumentation des Projekts, die im Verlag für moderne Kunst erschienen ist, zeichnet die Entstehung des Films und dessen Publikationsgeschichte nach. In diesem und im vergangenen Jahr war die Installation im Zollverein Essen, im Kulturzentrum bei den Minoriten (Graz) und im Kunstmuseum Thurgau (Kartause Ittingen, Schweiz) zu sehen; derzeit in der Margarethenkapelle der Erzabtei St. Peter in Salzburg (noch bis zum 1. September). Besonders wertvoll ist die fast hundertseitige „Textliste“; hier können die Antworten der Ordensschwestern im einzelnen noch einmal nachvollzogen werden. Zahlreiche Aufnahmen der Ausstellungsorte sowie Bilder aus dem Film (stills) geben einen Eindruck von der ästhetischen Dimension des Projekts. Essays zu philosophischen und theologischen Aspekten (u. a. von Gerhard Stamer und Thomas Macho) runden den Ausstellungskatalog ab, der damit mehr ist als ein „Buch zum Film“. Fest gebunden, ansprechend aufbereitet ist es ein wertvolles Geschenk für Glaubende und Zweifler – und dass diese beiden mehr miteinander gemein haben als ihnen vielleicht lieb ist, auch das zeigt der „Film der Antworten“.

Bibliographische Daten:

Film der Antworten. Eine filmische Installation von Peggy und Thomas Henke. Gestaltet von Jenna Gesse, mit einem Vorwort von Fabian Lasarzik und Markus Landert sowie Texten von Susanne Neubauer, Reinhard Hoeps, Gerhard Stamer und Thomas Macho.
Nürnberg: Verlag für moderne Kunst (2012).
240 Seiten, 38 Euro.
ISBN: 978-3-86984-333-9.

(Josef Bordat)