Als Jude in Deutschland zu leben, sei „weiterhin möglich“, meint Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Freilich nur, wenn man sich als Jude nicht auch noch zu erkennen gibt – ich meine, wo kämen wir da hin!

Und dann sollte man sich – so als Jude halt – schon überlegen, wo genau man sich in Deutschland aufhalten möchte. Es muss ja nicht immer Neukölln sein, oder?

Ach, ja: Der „barbarische Akt“ der Beschneidung sollte – gottgeboten und identitätsstiftend oder nicht – auch besser unterbleiben, denn dieser gilt hierzulande als Körperverletzung.

Wenn man diese (unsere!) Regeln einhält, kann es einem als Jude in Deutschland wirklich egal sein, dass jeder fünfte Mensch, den man an der Supermarktkasse, auf dem Finanzamt oder in der U-Bahn trifft, „latente Vorbehalte“ gegen die Tatsache hegt, dass man – so als Jude halt – ebenfalls an der Supermarktkasse, auf dem Finanzamt oder in der U-Bahn ist.

Eins muss man als Jude in Deutschland schließlich wissen: Der Antisemitismus gehört zu Deutschland. Auch in Zukunft wird jeder 20. Deutsche meinen: „Die Juden sind mitschuldig, wenn sie gehaßt und verfolgt werden.“

Immerhin: Mit-schuldig. Wenn das kein Angebot ist, für Juden und jüdisches Leben in Deutschland.

(Josef Bordat)